Das HTC One A9 im Test – iPhone Design trifft Android
Mit dem One A9 präsentierte uns der taiwanesische Hersteller HTC erst Mitte Oktober sein neues Aushängeschild für die gehobene Android Mittelklasse. Es ist außerdem neben dem Nexus 5X das derzeit noch einzige Gerät, das mit Android 6.0 ausgestattet ist. Bei A1 ist das A9 bereits ab 09.11. verfügbar, in der A1 Blog Redaktion ist schon ein Testgerät angekommen. Wie es sich im Alltag schlägt, habe ich mir im Test angesehen.
Design | Fingerabdrucksensor | Display | Performance | Sound | Kamera | Akku | Fazit
Design
Das Aussehen vom HTC One A9 erinnert sehr stark an ein bekanntes Smartphone aus Cupertino. Wenn man ein iPhone 6/ein iPhone 6s und das HTC One A9 nebeneinander legt, muss man schon zwei Mal hinsehen, um einen Unterschied zu erkennen. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt und fällt ins Kapitel Geschmackssache. Eines ist aber sicher: HTC hat seit dem HTC One M9 dazu gelernt und präsentiert uns ein mit nur 7,26mm Tiefe sehr schlankes Smartphone. Das HTC One M9 ist ja immerhin fast einen Zentimeter dick, was allerdings durch die gewölbte Rückseite gut getarnt wurde.
Bei der Verarbeitung kennen wir von HTC fast nur Gutes, beim One A9 gibt es diesbezüglich nichts auszusetzen: Das Display ist randlos in das Aluminium Unibodygehäuse eingefasst, da wackelt oder knarzt nichts. Das Bildschirmglas besteht aus Corning Gorilla Glas 3 und sollte damit von Kratzern weitestgehend verschont bleiben. Extrem gut gefällt mir der Powerbutton: Der ist geriffelt und daher besonders leicht zu ertasten.
Smartphones in einem Aluminiumgehäuse sehen zwar unheimlich gut aus, in der Haptik haben sie aber den Nachteil, möglicherweise leichter als Smartphones aus Kunststoff aus der Hand zu rutschen – ein entsprechendes Cover ist also empfehlenswert. Ansonsten fühlt sich das 143 Gramm leichte Handy sehr gut in der Hand an. Durch das ansprechende Design schreit es auch geradezu danach, in die Finger genommen zu werden.
Ein Novum für HTC finden wir mittig unterhalb des Displays: HTC hat erstmals einem seiner Smartphones einen echten Home Button spendiert. Dabei handelt es sich genau gesagt aber nicht um einen Button, sondern um einen kapazitiven Sensor – um das Display zu entsperren reicht es also den Finger daraufzulegen, drücken ist nicht notwendig. So geht das Entsperren sehr flott von der Hand, mehr dazu etwas weiter unten. Warum HTC die anderen beiden Tasten – also die Zurück- und die Applikationstaste – nicht auch gleich links und rechts vom Sensor platziert hat, bleibt ein Rätsel. So nehmen sie auf jeden Fall Platz am Display weg und man bekommt den Home Button doppelt.
Leider ragt die Kamera auf der Rückseite um etwa einen Millimeter heraus – die Linse ist zwar durch Saphirglas geschützt, dennoch wäre es schöner gewesen die Linse komplett ins Gehäuse einzulassen. Gleich neben der Kamera befindet sich der Dual LED Blitz.
Hier nochmal der Designvergleich HTC One A9 versus Apple iPhone 6s. Es wird sehr klar deutlich, wohin die Reise geht. Ohne Herstellerlogo sind die beiden Smartphones praktisch ident. Die übrigen Merkmale, wie die leicht herausragende Kamera und der Dual LED Blitz sind ebenfalls gleich, lediglich die Position unterscheidet sich.
Fingerabdrucksensor
Der Fingerabdrucksensor befindet sich genau an der Stelle, wo wir bei HTC Smartphones bisher immer den zweiten Lautsprecher gefunden haben – also mittig unterhalb des Displays. Es lassen sich bis zu fünf unterschiedliche Abdrücke speichern. Die Einrichtung geht sehr flott von der Hand – nach etwa 90 Sekunden kann man schon loslegen. Die Erkennung funktioniert tadellos: Einfach den Finger auf den Sensor legen und das Gerät ist in sekundenbruchteilen entsperrt bzw. einsatzbereit.
Display
Im Gegensatz zu den meisten anderen Mittelklasseandroiden ist im HTC One A9 kein IPS-LCD, sondern ein AMOLED Display verbaut. LEDs bieten vor allem Vorteile beim Energieverbrauch und sorgen generell für sehr satte Farben. Dafür ist die Fertigung teurer, weshalb die meisten Hersteller außer bei ihren Premium-Modellen darauf verzichten. Das 5 Zoll (12,70 cm) Full-HD Display (1920 x 1080 Pixel) macht einen tadellosen Eindruck. Ist auch kein Wunder: Bei einer Pixeldichte von 441 ppi kann das Auge keine einzelnen Bildpunkte mehr erkennen. Das bedeutet, dass alle Inhalte, kleine Symbole und winzige Schriftarten klar und deutlich erkennbar sind.
Für manche wirken die Farben bei AMOLEDs zu intensiv – beim A9 kann man auf den sRGB Farbraum umschalten, die Farben wirken dann nicht mehr ganz so satt sondern wie auf einem LCD Bildschirm. Wobei gesagt werden muss, dass die Farben auch mit der normalen Einstellung extrem gut und wenn überhaupt nur sehr wenig übersättigt aussehen. Beim Display sind wir ganz bestimmt im Premium Bereich angekommen!
Performance und Speicher
Während das One A9 in Sachen Display und Design auf jeden Fall in der Oberliga mitspielt, kommen wir bei der Ausstattung wieder eher in die gehobene Mittelklasse – zumindest auf dem Papier: Im A9 tun insgesamt 8 Prozessorkerne, von denen je 4 auf 1,5 GHz und auf 1,2 GHz getaktet sind, ihren Dienst. Beim Chipsatz wurde auf den Qualcomm Snapdragon 617 zurückgegriffen: Dieser Chipsatz bietet vor allem Vorteile bei der Energieeffizienz. Das merkt man daran, dass das One A9 auch unter großer Last (zum Beispiel 15 Minuten Benchmark Tests) nicht sehr warm wird.
Apropos Benchmark: Bei AnTuTu erreicht das Smartphone 41.175 Punkte. Im Gegensatz zu Spitzensmartphones wie dem Galaxy S6 oder dem HTC One M9 liegt es damit natürlich zurück. Den Vergleich mit anderen Handys der Mittelklasse muss es aber nicht scheuen: Es liegt deutlich vor dem Huawei p8 lite oder dem Sony M4 Aqua und etwa gleichauf mit dem Google Nexus 5X.
Weitere Ausstattungsmerkmale sind 2 GB Arbeitsspeicher und 16 GB interner Speicher (davon stehen ca. 8,5 GB zur freien Verfügung). Der interne Speicher lässt sich wie bei HTC gewohnt via SD auf bis zu 1 TB erweitern – beim A9 muss also nicht immer sofort auf Cloud-Dienste zurückgegriffen werden um mit dem Speicher auszukommen. Wobei das auch kein Beinbruch wäre, da dank LTE Cat 6 auch unterwegs sehr hohe Bandbreiten möglich sind. Im Alltag läuft die Bedienung flüssig und verzögerungsfrei, Apps öffnen sich ohne lange Ladezeiten. Das HTC One A9 liefert eine sehr gute Performance ab.
Software
Key Feature unter Android 6: App Berechtigungen
Das HTC One A9 ist eines der ersten Smartphones, das mit Googles neuem Betriebssystem Android 6.0 ausgestattet ist. Das fällt allerdings insofern nur am Rande auf, als auf dem Smartphone HTCs eigene Oberfläche Sense Version 7.0 installiert ist. Dadurch wirkt die Bedienung so wie bei jedem anderen Smartphone von HTC. Android 6.0 fällt einem erst dann auf, wenn man die entsprechenden Menüpunkte wählt: Zum Beispiel die App-Berechtigungen. Ansonsten wirkt die Software sehr aufgeräumt und übersichtlich, das System läuft extrem flüssig und flott. Sehr positiv ist das Fehlen von jeglicher Bloatware oder anderen unnötigen Apps.
Sound
Beim A9 gibt es keinen Stereo Sound – der dafür notwendige Lautsprecher wurde dem Fingerabdrucksensor geopfert. BoomSound wie beim HTC One M9 oder vielen anderen HTC Modellen gibt es hier also nicht mehr. Den einzigen Lautsprecher finden wir an der Unterseite des Geräts – und der kommt leider recht schnell an seine Grenzen. Die Lautstärke an sich geht in Ordnung, Bässe klingen aber eher blechern und wenig voll. Für das Abspielen von Musik ohne Kopfhörer empfehle ich also Hilfsmittel, beispielsweise einen mobilen Bluetooth Lautsprecher. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die mitgelieferten Kopfhörer sind von guter Qualität und machen die Schwächen des Lautsprechers teilweise wieder wett.
Kamera
Im Vergleich HTC One M9 vs. Samsung Galaxy S6 wurde klar: HTC hat in Sachen Kamera gegenüber der Konkurrenz einiges aufzuholen. Das hat sich der taiwanesische Hersteller zu Herzen genommen und deswegen kräftig an der Ausstattung geschraubt: Wir bekommen eine 13 Megapixel Hauptkamera samt Dual LED Blitz und eine 4 Megapixel Kamera für Selfies. Den Blendenwert gibt HTC mit f/2,0 an. HTC wartet aber mit noch einer anderen Besonderheit auf: Im HTC One A9 gibt es auch einen optischen Bildstabilisator – den haben wir im One M9 noch schmerzlich vermisst. Videoaufnahmen erfolgen in FullHD, 4K hat es auf das One A9 noch nicht geschafft. Ein kurzes Demovideo gibt es hier. Fotos werden in der höchsten Auflösung im Format 4:3 aufgenommen.
Für ambitioniertere Fotografen oder Leute, die einfach mehr Freiheiten wollen gibt es den Profimodus: Dort können alle für ein Foto ausschlaggebenden Einstellungen manuell vorgenommen werden. Neben dem Weissabgleich sind das die Bildempfindlichkeit, die Belichtung und der manuelle Fokus. Des Weiteren sind Aufnahmen im RAW Format möglich. Da bei Fotos im jpeg-Format bei der Komprimierung Daten verloren gehen, können RAW-Fotos später in der Bildbearbeitung besser verarbeitet werden.
Ich habe wie immer ein paar Beispielaufnahmen gemacht, mehr gibt es auf OneDrive.
Die Ergebnisse liegen im Bereich vom M9: Die Aufnahmen bei Tag sind in Ordnung, Spitzenklasse sind sie allerdings nicht. Das liegt zum einen an der Schärfe: Sieht man sich das Bild in Originalgröße an (einfach darauf klicken) wird einem auffallen, dass es leicht verwaschen wirkt. Trotz Bildstabilisator und eigentlich recht flottem Autofokus passt das also nicht ganz. Einen Pluspunkt sehe ich bei den Farben: Die wirken echt und gut balanciert.
Aufnahmen bei Dunkelheit gelingen mit dem HTC One A9 recht gut: Bilder sind wenig verrauscht, dank optischem Bildstabilisator muss man das Smartphone auch nicht extrem ruhig halten, um verwackelungsfreie Aufnahmen hinzubekommen. Der Autofokus benötigt bei Dunkelheit allerdings mehrere Versuche – ist aber kein Wunder: Bei Dunkelheit und entsprechend wenig Kontrasten tut sich jeder automatische Fokus schwer. Bei der Aufnahmequalität in der Nacht hat sich HTC aber im Vergleich zum One M9 deutlich gesteigert.
Akku
Neben dem Design hat HTC offensichtlich auch bei der Akkukapazität Anleihen bei Apple genommen: Mit 2.150 mAh ist er zwar leistungsfähiger als der Akku vom Apple iPhone 6s (1.715 mAh). Im Vergleich zu anderen Mittelklasseandroiden ist er aber zumindest auf dem Papier weniger langlebig. Wireless Charging gibt es leider nicht, dafür kann mit einem entsprechenden Ladegerät aber eine QuickCharge Funktion genutzt werden. Mit an Bord sind wie immer diverse Energiesparmodi, um aus dem Akku in Notsituationen noch das letzte herausholen zu können.
Beim bekannten PC Mark Battery Test läuft das One A9 bei mittlerer Displayhelligkeit ganze 6 Stunden und 13 Minuten – bei dem Test wird aber nur die Dauer zwischen der vollen Ladung bis hinunter auf 20 Prozent gemessen. Hochgerechnet auf die gesamte Ladung hält der Akku also etwa 7 Stunden und 15 Minuten durch. Auf die von HTC auf der Produktseite angegebenen (theoretischen) Werte kommt man also nicht. In der Praxis bin ich mit einer Ladung aber gut durch den Tag gekommen – anscheinend reichen softwareseitige Optimierungen wie Projekt Volta oder Doze aus, um die Effizienz spürbar zu steigern. Bedingt durch das Aluminium Unibody Gehäuse kann der Akku nicht getauscht werden.
Fazit
Mit dem HTC One A9 erlebt man mitunter recht unterhaltsame Augenblicke: Etwa dann, wenn man Freunden das Handy zeigt und die dann verblüfft sind, dass es sich nicht um das neue iPhone sondern um einen Androiden handelt. Man mag zu Apple stehen wie man will: Von Design verstehen sie etwas. Das ist auch bei HTC der Fall, immerhin war der taiwanesische Konzern unter den ersten, die einem ihrer Smartphones ein metallenes Unibody Gehäuse verpasst haben. Wer also von wem kopiert hat, ist schwer zu sagen. Fakt ist aber, dass das One A9 sehr schön geworden ist.
Abgesehen davon bekommen wir einen sehr soliden Androiden der oberen Mittelklasse, der neben dem Design vor allem in Punkto Display sogar Handys aus dem obersten Premiumsegment Paroli bieten kann. Eine gute Hardwareausstattung samt passabler Kamera rundet das Ganze zu einen sehr attraktiven Gesamtpaket ab. Android 6.0 ab Werk ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i. Den Wehrmutstropfen gibt es beim Sound, da bin ich von HTC deutlich besseres gewohnt. Mit dem One A9 bekommt man einen sehr guten Allrounder auf der Höhe der Zeit.
Die technischen Daten im Überblick
- Abmessungen: 145,75 x 70,8 x 7,26 mm, 143 Gramm
- Betriebssystem: Android 6.0 – Marshmallow
- Display: 5 Zoll AMOLED FULL HD Display bei 1920 x 1080 Pixel = 441 ppi
- Kamera: 13 MP (Rückseite) und 4 MP (Vorne für Selfies) bei jeweils f/2.0, 1080p Videoaufnahme, Dual LED Blitz
- Prozessor: Qualcomm® Snapdragon™ 617, Octacore64 Bit, 4 x 1,5 GHz + 4 x 1,2 GHz
- Speicher: 2 GB, je nach Version 16 GB oder 32GB interner Speicher – mit MicroSD bis zu 1TB
- Akku: Li-Ionen mit 2.150 mAh – nicht wechselbar, Fast Charging
- Konnektivität: GSM/EDGE/UMTS/LTE Cat6, WLAN, Bluetooth
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