Grandioses Display: Das OnePlus 10 Pro im Test

Never Settle: Sich niemals zufrieden geben war bisher das Motto, mit dem sich OnePlus wohltuend vom Mitbewerb abgesetzt hat. Die Verkaufszahlen gaben OnePlus recht: Immerhin konnte man für wenig Geld Features anbieten, die andere nur in ihrer Oberklasse-Schiene haben. Bestes Beispiel ist das OnePlus 9 Pro aus dem Vorjahr, das vollends überzeugen konnte. Beim neuen OnePlus 10 Pro fällt das Urteil zwiespältig aus, alle Details im Test!
OnePlus 10 Pro Test | Das wichtigste in Kürze
Ist das neue OnePlus 10 Pro ein würdiger Nachfolger des bemerkenswerten OnePlus 9 Pro aus dem Vorjahr? – OnePlus war jahrelang dafür bekannt, Features aus der Oberklasse zu einem attraktiven Preis anzubieten. Außerdem hat man sich ständig weiterentwickelt. Das OnePlus 10 Pro sticht hier aus der Reihe: Im Vergleich zum Vorgänger gibt es nur wenig echte Neuerungen. Ist es deswegen schlecht? – Mitnichten. Ob es sich die runde „10“ allerdings verdienst hat, steht auf einem anderen Blatt.
OnePlus 10 Pro Test | Neues Design

Neues wagt OnePlus ganz augenscheinlich beim Design – uns verabschiedet sich mit Pauken und Trompeten vom Understatement. Das auf der Rückseite verbaute Kameramodul ist so ziemlich das größte, das ich jemals auf einem Smartphone gesehen haben. Die 3 Hauptlinsen samt DualTone Blitz sind in einem prominenten Kamera-Bump eingefasst. Der besteht laut OnePlus aus gehärteter Keramik, so sollen die Linsen besser vor Kratzern und anderen Widrigkeiten geschützt bleiben.

Das Gehäuse selbst besteht so wie im Vorjahr aus Gorilla Glas, der Rahmen aus Aluminium. Und hier sollte man aufpassen: Der bekannte Youtuber JerryRigEverything hat in der Konstruktion des OnePlus 10 Pro Schwachstellen entdeckt, die unter recht starkem Druck brechen lassen. In der Praxis wird man sein Smartphone kaum so behandeln. Es ist aber trotzdem etwas Vorsicht für all jene geboten, die ihr Smartphone gerne in die Gesäßtasche stecken.
Gegenüber dem OnePlus 9 Pro gibt es noch einen weiteren kleinen Rückschritt: Das OnePlus 10 Pro ist nicht mehr offiziell IP 68 zertifiziert. Vermutlich wollte sich OnePlus die Zertifizierung nicht mehr leisten, wichtige Bauteile wie die USB-C Buchse sind nämlich nach wie vor wasserdicht. Auch OnePlus selbst bestätigt, dass das 10 Pro bei der Herstellung auf Dichtheit geprüft wurde. Dennoch: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte das im Kopf behalten.

Abgesehen davon ist die Verarbeitung top: Die Übergänge sind fließend, das Smartphone liegt trotz seiner Größe gut in der Hand. Die Buttons für Power und Lautstärke haben angenehme Druckpunkte und lassen sich gut erreichen. Wie immer bei OnePlus gibt es auch den geriffelten Profil-Schalter – der fühlt sich ebenfalls tadellos an und verrichtet perfekt seine Dienste.
OnePlus 10 Pro Test | Display
Beim Display hat sich gegenüber dem OnePlus 9 Pro wenig geändert – wozu auch, bereits im Vorjahr war hier durchwegs Positives zu vermelden: Es gibt weiterhin ein WQHD auflösendes 6,7 Zoll AMOLED Display (1440 x 3216 Pixel = 525 Pixel/Zoll), 120 Hz und ein kleines Punch-Hole für die Frontkamera rechts oben. Gegenüber Flaggschiffen wie dem Galaxy S22 fällt aber die deutlich dickere Einfassung an der Ober- und Unterseite auf. OnePlus setzt nach wie vor auf ein zu den Rändern hin geschwungenes Display, während andere Hersteller wie Samsung in ihrem aktuellen Lineup darauf verzichten. Was besser gefällt, ist wohl Geschmackssache.

Die Auflösung kann übrigens jederzeit auf FullHD reduziert werden – oder man überlässt es der KI, je nach Bildschirminhalt automatisch zwischen WQHD und FHD zu wechseln. Ähnliches gilt für die Bildwiederholfrequenz: So wie beim Galaxy S22 Ultra beherrscht es auch das OnePlus 10 Pro, die Frequenz auf die Inhalte anzupassen. Also bei statischem Content eine niedrige Frequenz, bei dynamischem eine höhere. Im Test hat sich jedoch herausgestellt, dass es hier hin und wieder zu einem kurzen Bildflackern gekommen ist. Nicht irre störend, dennoch auffällig. Das Always-On Display läuft übrigens immer mit nur 1 Hz – somit sollte es stromsparender sein als je zuvor.

Neben diesen kleineren Verbesserungen zum Vorgänger sei noch die besondere Farbdarstellung erwähnt: Als erstes Smartphone kommt es mit einer doppelten Farbkalibrierung, was für besonders authentische Farben unter unterschiedlichen Helligkeitsstufen sorgen soll. Konkret wurde es sowohl bei 500, als auch 100 Nits kalibriert. Maximal sind übrigens 1.300 Nits möglich. OnePlus spricht von einer um 50 Prozent besseren Farbdarstellung bei niedriger Helligkeit. In der Praxis ist mir das kaum aufgefallen. Dennoch ist es eine Verbesserung.
OnePlus 10 Pro Test | Ausstattung
Im OnePlus 10 Pro kommt der aktuell schnellste Android Chipsatz Snapdragon 8 Gen 1 zum Einsatz. Dazu kommen 8 bzw. 12 GB RAM und 256 bzw. 512 interner Speicher, der sich leider nicht erweitern lassen kann. In der Praxis bedeutet das absolut flüssige Bedienung und schnell startende Apps. Und das, obwohl werksseitig eine Art Drossel aktiviert ist: Wer – und das mag bei einzelnen Game-Titeln notwendig sein – mehr Power möchte, muss erst den Hochleistungsmodus aktivieren. Den findet man etwas versteckt in den erweiterten Akku-Einstellungen.
Im Test habe ich den nur einmal kurz aktiviert um festzustellen, ob das bei Alltagsaufgaben einen Unterschied macht. Kurz: Nein. Für Routineaufgaben wie Kamera, Social Media und so gut wie jede andere App kommt man auch ohne High-End Performance extrem gut zurecht. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist vor allem, dass der Akku dann länger hält und das Gerät nicht warm wird.
Die Wärme bekommt man bei Spielen nämlich ordentlich zu spüren. Es wird zwar nicht heiß, man fühlt die deutliche Erwärmung aber trotzdem. Und das, obwohl OnePlus behauptet das bisher größte Kühlsystem bei seinen Smartphones überhaupt verbaut zu haben. Mit Anstieg der Wärme wird übrigens auch die Rechenleistung gedrosselt, insofern macht sich das negativ bemerkbar. Außerhalb von Benchmarks bemerkt man davon allerdings wenig.
OnePlus 10 Pro Test | Oxygen OS 12
Viele hatten befürchtet, dass das OnePlus 10 Pro seine Software-Identität zugunsten von Oppo’s ColorOS aufgeben wird müssen – wurde doch im Vorfeld angekündigt, dass die Betriebssysteme zusammengeführt werden. Nach Protesten der OnePlus Community wurde das allerdings nicht getan – Oxygen OS wird es also nach wie vor weiterhin auf OnePlus Geräten geben.
So wie Apple und Samsung bietet auch OnePlus eine Update Garantie: Für Betriebssystem Updates auf 3 Jahre (bis Android 15) und Sicherheitsupdates auf 4 Jahre. Das OnePlus 10 Pro kommt mit Android 12 und Oxygen OS 12.1.

OnePlus Nutzern wird wohl als erstes auffallen, dass die App-Icons jetzt quadratisch mit abgerundeten Ecken kommen. Wie immer kann man sich den alten Look aber durch Icon-Packs auf sein OnePlus 10 Pro holen. Die Gesten sind glücklicherweise gleich geblieben – coole Features wie das Zeichnen eines „V“ am Sperrbildschirm schalten also immer noch die Taschenlampe ein. Diese Gesten müssen allerdings erst im Menü aktiviert werden.
OnePlus 10 Pro Test | Kamera
Eines ist klar: Alleine wegen der Kameras lohnt sich der Umstieg vom OnePlus 9 auf das aktuelle Modell nicht. Wir bekommen genau dasselbe Triple-Setup (minus 2 MP Monochrom Sensor) wie im letzten Jahr: Also eine 50 MP Hauptlinse, eine 8 MP Telelinse und eine 50 MP Ultraweitwinkel-Linse. Bei letzterer handelt es sich um die einzige richtige Neuerung: Sie löst zwar mit derselben Pixelanzahl aus, bietet aber ein recht einzigartiges 150° Gesichtsfeld. Alle Kameras wurden übrigens wieder in Kooperation mit Hasselblad erstellt, entsprechend prominent prangt auch das Logo am Kameramodul.
Alle 3 Kameras können Fotos mit 10bit Farbtiefe aufnehmen. Das erlaubt also bis zu 10 Milliarden unterschiedliche Farben und soll für bessere Farbverläufe und Übergänge sorgen. Wichtig: 10bit Fotos werden im HEIC-Format aufgenommen. Diese Dateien lassen sich am Smartphone direkt oder am Mac öffnen, nicht aber ohne weiteres am PC. Zusätzlich gibt’s im Pro-Modus die Möglichkeit Aufnahmen im 12bit RAW Format zu erstellen.
Die Hauptkamera wurde 1:1 vom Vorgänger übernommen – wer sich also von der durchaus ansehnlichen Bildqualität überzeugen möchte, schaut am besten im OnePlus 9 Pro Testbericht vorbei. Beim OnePlus 10 Pro bemerkt man beim genauen Hinsehen leicht bessere Farbverläufe, im Großen und Ganzen ist die Performance gleich.

Viel interessanter ist das die neue Ultraweitwinkellinse. 150° sind schon ein ordentliches Gesichtsfeld – jedenfalls mehr als die ansonsten üblichen 110-120°. Mehr Gesichtsfeld bedeuten aber nicht unbedingt bessere Ausbeute: Um die Verzerrungen im Rahmen zu halten, muss die KI herhalten. Soll heißen: Alle Aufnahmen werden von der künstlichen Intelligenz entzerrt. Das funktioniert mal gut, mal weniger. Für Kopfschütteln hat bei mir zusätzlich gesorgt, dass der 150° Modus im Kameramenü unter „Mehr“ versteckt ist. Wer den Modus nicht auswählt, nimmt nämlich nur mit ca. 120° Gesichtsfeld auf. Zusätzlich zum 150° gibt es auch noch einen Fischaugeneffekt, der die Aufnahme in entsprechende Form bringt.
Fotos der Ultraweitwinkelkamera werden ganz eindeutig im Postprocessing aufgehellt. Das liegt vermutlich daran, weil OnePlus den im Vergleich zum Vorjahresmodell kleineren Sensor und damit die geringere Lichtausbeute kompensieren möchte. Sehr schade, dass gerade hier gespart wurde – schließlich hebt sich das OnePlus 10 Pro durch das große Gesichtsfeld von der Konkurrenz ab.
Die Telelinse wurde ebenso wie die Hauptlinse 1:1 vom Vorgänger übernommen: Also 8 Megapixel samt 3,3-fachem optischen Zoom. Die Aufnahmen werden in der Regel ganz ordentlich. Sollte man aber digital auf 5 oder gar 10-fach erhöhen, machen sich schnell die geringen Pixel bemerkbar.

Einige Aufmerksamkeit bekam bei mir der XPAN Modus. Der hat nämlich einen interessanten Effekt: Drückt man den Auslöser, wird einem zuerst eine Negativversion der Aufnahme gezeigt, die sich dann langsam in eine normale Aufnahme entwickelt. Analog dazu beträgt das Seitenverhältnis 65:24 – also genau jenes Format, das auch auf den legendären XPAN Kameras von Hasselblad verfügbar war. Das ist ein lustiges Feature und ich habe es hin und wieder verwendet.
OnePlus 10 Pro Test | Akku
Das OnePlus 10 Pro verfügt über einen großen 5.000 mAh starken Akku – der ist also ausreichend dimensioniert, um durch den Tag zu kommen. Der echte Pluspunkt kommt beim Laden: OnePlus legt ein starkes 80 Watt Netzteil dem Lieferumfang bei. Soll heißen: Jeder OnePlus 10 Pro Besitzer kann sein Smartphone von 0 auf 100 binnen 30-40 Minuten laden. Das sollte sich Samsung oder Apple einmal zu Herzen nehmen. Vor allem wohl Apple: Mit dem Standardnetzteil vom iPhone 13 Pro dauert es sage und schreibe 3 Stunden bis zur vollen Ladung.
OnePlus 10 Pro Test | Fazit
„Never settle“ passt leider nicht ganz zum OnePlus 10 Pro. Schon klar: Es verfügt über ein schönes Design, ein tolles Display, ausreichend Leistung und eine vielseitige Kamera. Allerdings gibt es hier nicht nur Fortschritte gegenüber dem Vorgänger, sondern sogar Rückschritte: Weshalb wurde zum Beispiel die Ultraweitwinkelkamera, die großes Potential gehabt hätte, nicht wirklich aufgebessert? Ganz im Gegenteil wurde sogar der Chip verkleinert, was automatisch schlechtere Ergebnisse bringt. Warum hat man nicht einfach denselben Chip verwendet und einen Autofokus draufgelegt? – Das weiß wohl nur OnePlus.

Viele andere Dinge wurden aber richtig gemacht: Das Display ist wieder top – allerdings sind die Unterschiede zum Vorgänger so marginal, dass sich ein Umstiegt kaum lohnt. Auch die Leistung passt. Nur hat OnePlus hier so wie alle anderen Hersteller, die auf den Snapdragon 8 Gen 1 setzen, Probleme mit der Wärmeentwicklung bei hoher Beanspruchung. Das wird aber wohl nur Hardcore-Gamern richtig auffallen, bei normaler Nutzung merkt man davon nichts.

Alles in allem ist das OnePlus 10 Pro ein solides High-End Smartphone. Wer sich allerdings echte Fortschritte gegenüber dem Vorgänger erwartet, wird leicht enttäuscht sein und sollte lieber auf nächstes Jahr warten. Für alle, die sich neu für OnePlus entscheiden, wird es aber bestimmt alle Wünsche erfüllen.
OnePlus 10 Pro - technische Daten | |
OnePlus 10 Pro | |
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Dimensionen | 163 x 73.9 x 8.6 mm | 201 Gramm |
Display | 6,7 Zoll LTPO2 Fluid AMOLED, 1.440 x 3.216 Pixel = 525 ppi | Bildwiederholrate: 120 Hz | HDR10+ | max. 1.300 Nits |
Sekundäres Display | - |
Display-Gehäuse Verhältnis | 90,0 Prozent |
Hauptkamera | 48 MP, ƒ/1,8, PDAF, Laser-AF | Brennweite: 26 mm - Kleinbild | Pixelgröße = 1,12 µm | OIS | Video: 8K@24fps, 4K@30fps, 1080p@30/60/120fps, HDR |
Sekundärkamera | 50 MP, ƒ/2,2 | UWW - 150° Gesichtsfeld | Pixelgröße = 0,64 µm |
Dritte Kamera | 8 MP, f/2,4 | Brennweite = 77mm = 3,3-fach optisch | OIS |
Vierte Kamera | - |
Frontkamera | 32 MP, f/2,2 | Brennweite: 26 mm |
CPU | Qualcomm SM8450 Snapdragon 8 Gen 1 (4 nm) | Octa-core (1x3.00 GHz Cortex-X2 & 3x2.50 GHz Cortex-A710 & 4x1.80 GHz Cortex-A510) |
GPU | Adreno 730 |
RAM | 6 bzw. 8 GB |
Speicher | 128/256 GB - nicht erweiterbar |
Akku | 5.000 mAh | Fast Charging 80 Watt | Fast Wireless 50 Watt |
Konnektivität | Bluetooth 5.2 | Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/6, dual-band, Wi-Fi Direct, hotspot |
5G | ja |
Zertifizierung | - |
Biometrie | optischer In-Display Fingerabdrucksensor |
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