Google startet Game-Streaming – Gefahr oder Chance?
Im Rahmen der GDC wurde von Google-CEO Sundar Pichai Ende März 2019 eine neue Gaming-Plattform enthüllt. „Stadia“ ist ein Streaming-Dienst, mit dem man Top-Games auf seinem Tablet, TV, PC, Notebook oder Smartphone spielen kann. Der Clou: Die Rechenleistung bringt nicht das eigene Gerät, sondern Googles Infrastruktur auf. Das Spiel wird also auf einem Google-Rechner ausgeführt und anschließend an den Nutzer über das Internet übertragen. Klingt erstmal spannend – bringt aber auch Gefahren.
Streaming auf dem Vormarsch
Musik- und Video-Streaming-Dienste haben ihren jeweiligen Markt in den letzten Jahren revolutioniert und bisherige Lösungen von der Spitze abgelöst. Neben kleineren Game-Streaming-Anbietern, die seit einiger Zeit erste Gehversuche unternehmen, arbeiten Microsoft und nun auch Google an ersten weltweiten Diensten. Bei „Stadia“ übernehmen insgesamt 7500 weltweit verteilte Knotenpunkte die aufwendigen Berechnungen und sorgen für Gaming in bis zu 4K-Auflösung (mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde) und in HDR. Gesteuert wird dabei entweder über bereits vorhandene Controller oder den neuen Google-Controller. Dieser besitzt im Unterschied zu Konkurrenz-Produkten zwei zusätzliche Tasten: Eine um den Google Assistant und die andere, um Video-Streaming auf Youtube zu starten.
Vorteile und Features
Die Vorteile eines globalen Rechennetzwerks, von dem aus man von überall aus auf seine Games zugreifen kann, sind naheliegend. Man braucht auch für die modernsten Games keine aktuelle Hardware und kann Spiele auf Geräten genießen, auf denen sie andernfalls niemals flüssig laufen würden. Google verspricht mit „Stadia“ zudem weitere spannende Features, die es so bis jetzt noch nicht gibt: Mit der „State Share“-Funktion können Spielstände in Links umgewandelt und an Freunde geschickt werden. Dank „Crowd Play“ können Streamer ihre Zuschauer direkt einladen, live in Online-Matches einzusteigen. Der bereits angesprochene „Google Assistant“-Support soll Spieler unterstützen, wenn sie bei einem Spiel festhängen.
Zum Nachdenken
Gerade bei schnellen Spielen wie Shootern sind Latenzprobleme, also Verzögerungen bei der Eingabe, im wahrsten Sinne des Wortes tödlich. Laut Google soll es solche Probleme nicht geben. Voraussetzung ist jedoch eine schnelle Internetverbindung. Bei einer Auflösung von 1080p (FullHD) und eine Bildrate von 60 Bildern pro Sekunde, werden Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 25 Megabit pro Sekunde nötig sein.
Gefahren und Probleme
Die Streaming-Idee ist prinzipiell keine neue. Der aktuelle Trend: Immer mehr Unternehmen starten eigene Online-Dienste, um Usern einen schnellen Zugang zu ihren Inhalten zu bieten. Das klingt zwar toll, führt aber im zweiten Schritt dazu, dass man immer mehr Abo-Dienste (Netflix, Amazon Prime, Sky, etc.) braucht, von denen man immer weniger Inhalte wirklich interessant findet. Das kann auch im Gaming-Bereich zu einer künstlichen Zerstückelung des Angebots führen. Bereits jetzt ist zu beobachten, dass einige Top-Games (wenn auch manchmal nur für eine gewisse Zeit) exklusiv für manche Plattformen erscheinen.
Außerdem steigt die Abhängigkeit zu Google-Diensten. Bereits jetzt ist es fast unmöglich, dem IT-Riesen aus dem Weg zu gehen. Android, YouTube, die Google-Suche, Maps, und der Google Assistant sind allgegenwärtig. Mit „Stadia“ bindet man künftig auch seine Spiele an das Unternehmen, anstatt sie wirklich zu besitzen. Zu guter Letzt muss das Problem des Internetzwangs genannt werden. Man kann Spiele auf der einen Seite zwar leichter auch auf hardwareschwachen Geräten spielen, benötigt dafür aber ununterbrochen eine gute Internetverbindung. Fällt diese aus, hat man keine Möglichkeit zu spielen.
Spiele, Preis, Release
Klar ist, „Stadia“ wird noch in diesem Jahr starten. Österreich wird aber, wie offiziell bestätigt wurde, nicht zu den Ländern gehören, in denen der Dienst als erstes verfügbar ist. Zum monatlichen Preis des Abos ist bislang leider noch nichts bekannt. Experten gehen aber von ca. 15 € pro Monat aus. Auch die Liste der unterstützten Spiele ist noch kurz: „Assassin’s Creed: Odyssey“, „Rime“ sowie „Cyberpunk 2077“ könnten auf Stadia erhältlich sein – bestätigt wurde das allerdings noch nicht. In der unternehmensinternen Abteilung „Games and Entertainment“ sollen künftig Exklusivtitel entwickelt werden, die ausschließlich über „Stadia“ gespielt werden können.
Fazit
Da sich die Infos rund um „Stadia“ noch in Grenzen halten ist eine Einschätzung schwer. Erste Praxistests werden zeigen, ob sich der Game-Streaming-Dienst im Alltag bewähren kann, ob die Verbindung ein flüssiges Spielen erlaubt und ob es spannende Spiele gibt, für die sich ein Abo-Abschluss wirklich lohnt.
Gib deine Meinung ab: