Im Test: Das HTC One A9s
Die IFA in Berlin scheint sich als Plattform für die Vorstellung neuer Mittelklasse Smartphones zu etablieren – neben dem Sony Xperia X compact oder dem Huawei Nova wurde auch Neues von HTC vorgestellt. Konkret für den A1 Blog Test eingetrudelt ist das One A9s – also der Nachfolger vom One A9, das im Vorjahr zumindest vom Design her schon so manchen vom chinesischen Hersteller überzeugt hat. Rein äußerlich hat sich nicht viel geändert: Das One A9s sieht noch immer dem iPhone 6 zum Verwechseln ähnlich. Diesmal hat man sich beim Nachfolger sogar desselben Buchstabens, genau gesagt dem „s“ bedient – Parallelen zu Apple mit dem iPhone 6s sind also anscheinend gewünscht. Im Test sehen wir uns an, wie konkurrenzfähig das One A9s im Vergleich zu anderen Mittelklasse Androiden ist und was sich gegenüber dem One A9 verändert hat.
Mit 5 Zoll Display und den angenehmen Rundungen liegt das HTC One A9s sehr gut in der Hand | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Design
Ein Design Glanzstück: Das HTC One A9s | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Von vorne betrachtet mag das HTC One A9s dem iPhone 6 bzw. 6s ziemlich ähnlich sein: Die Rundungen an den Ecken, der Lautsprecher und die Position der Selfie-Kamera lassen auf eine nahe Design Verwandtschaft schließen. Bei genauerem Hinsehen offenbaren sich aber die Unterschiede: So ist das HTC One A9 nicht aus einem Unibody Gehäuse gefertigt, die Rückseite ist mit dem Rahmen verklebt. Dadurch gibt es zwischen Rahmen und Rückseite einen minimalen Spalt – der beeinträchtigt die Funktion natürlich in keinster Weise, sieht aber rein optisch nicht ganz so gut aus.
Sehr augenfällig sind die nahezu identen Rückseiten von iPhone und HTC One A9s | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Bei den Antennenstreifen auf der Rückseite hat sich HTC aber wieder ganz klar an Apple orientiert – oder Apple an HTC, da HTC schon sehr lange auf dieses Design setzt. Wie auch immer: Betrachtet man die beiden Smartphones von hinten sind sie nahezu ident. Wäre da nicht das Apple bzw. HTC Logo würde man meinen, 2 Smartphones von demselben Hersteller in der Hand zu haben. HTC sticht hier aber durch ein kleines, aber feines Detail hervor: Im Gegensatz zum iPhone steht die Kameralinse nicht aus dem Gehäuse hervor. Hier kann man nur sagen: Gut gemacht HTC, andere Hersteller sollten sich ein Beispiel nehmen.
Power Button und Lautstärken Wippe sind durch die gute Platzierung angenehm erreichbar | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Ansonsten gibt es keine Überraschungen: Powerknopf und Lautstärkenwippe befinden sich rechts, am unteren Rand gibt es Micro-USB – und das, wo USB-C doch schon so langsam Oberhand gewinnt. Sehr schade, dass es dieser Anschluss nicht auf das A9s geschafft hat. Dafür hat HTC nicht auf den Kopfhöreranschluss vergessen, der ebenfalls am unteren Rand zu finden ist. Wie schon am HTC 10 und dem One A9 wird der Fingerabdruck über den Homebutton unterhalb des Bildschirms gescannt – an der Zuverlässigkeit dieser Funktion gibt es wie schon beim Vorgänger nichts auszusetzen.
HTC setzt den mit dem HTC One A9 im Vorjahr begonnenen Design Umschwung auch beim A9s fort – wäre nicht die Ähnlichkeit zu Apple, könnte man die neuen Ansätze als unverwechselbar bezeichnen. Andererseits liegt es auf der Hand, sich am Hersteller des meistverkauften Smartphone Modells zu orientieren, schließlich hat der Erfolg des iPhones so einiges mit dem Design zu tun.
Display
Es gibt viele Elemente, durch die man sich im stark bespielten Android Mittelklasse Segment vom Mitbewerb absetzen kann. Zum Beispiel das Design, aber auch das Display oder eine besonders gute Kamera. Beim One A9s scheint HTC zum Schluss gekommen zu sein, dass ein 5 Zoll IPS-LCD HD Schirm bei 1280 x 720 Pixel (294 ppi) für die Mittelklasse reicht. Ich bin mir nicht sicher, ob das die Konsumenten auch so sehen: Full HD sollte bei einem Mittelklasse Smartphone mittlerweile schon drin sein. Mit dieser Entscheidung scheint man sich jedenfalls nicht am Vorgänger zu orientieren: Beim A9 gab’s noch ein AMOLED Display mit Full HD Auflösung – das im Test entsprechend gut ausgesehen hat.
Dank HD Auflösung sind einzelne Pixel so gut wie nicht sichtbar | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Nicht falsch verstehen: Das Display am HTC One A9s ist solide, die Farben für ein LCD-Panel recht satt und Inhalte werden scharf dargestellt. Gut genug für den Alltag. Wenn es aber darum geht, sich mit anderen Smartphones zu vergleichen (und das tut man heutzutage vor jedem Kauf), sieht es leider nicht mehr ganz so gut aus. HTC begründet die niedrig gehaltene Auflösung übrigens mit einer erhöhten Akkulaufzeit – zweifellos benötigen hohe Auflösungen mehr Power und Akkuleistung. Dennoch hätte es mich gefreut, auf dem One A9s ein Full HD Display zu sehen.
Leistung
HTC verbaut im A9s mit dem MediaTek MT6755 (Helio P10) Chipsatz denselben Prozessor, den wir in diesem Jahr auch schon im Sony Xperia XA gesehen haben. Acht Kerne takten bei 4 x 2,0 GHz und 4 x 1,2 GHz. Unterstützend hinzu kommen 3 GB Arbeitsspeicher. Diese Ausstattung reicht aus, um bei AnTuTu auf einen Score von 53.681 Punkten zu kommen.
Im Vergleich mit anderen aktuellen Mittelklasse Androiden steht das A9s damit ziemlich gut da und wird nur vom Huawei P9 lite geschlagen. Für sich genommen arbeitet das Smartphone entsprechend schnell und flüssig, Hänger oder lästige Lags sind mir nicht untergekommen. Wer 3D-Spiele am Smartphone eher für eine Nebensache hält, wird mit der Leistung bestimmt zurechtkommen.
Benutzeroberfläche
Auf dem HTC One A9s läuft Android 6.0 – ob ein Update auf Nougat kommen wird, ist derzeit noch ungewiss. Vorerst steht bei HTC laut dieser Quelle das Update nur für das HTC One A9, das HTC One M9 und natürlich für das heurige Flaggschiff HTC 10 an. Hoffen wir mal das Beste. Auf jeden Fall hat sich HTC bei der Modifikation (HTC Sense) von Android eher zurückgehalten, das merkt man nicht zuletzt an den 24,02 GB verfügbaren internen Speicherplatz, der von den ursprünglich 32 GB belegt ist. Bis auf eine HTC Hilfe App und eine Boost App sind keine Spiele oder sonstige Bloatware am Smartphone vorinstalliert.
Wie immer gut gefällt mir an HTC die Anzahl der verfügbaren Themes, die ihrerseits noch bis ins kleinste Detail anpassbar sind. Der HTC eigene Newsfeed namens Blinkfeed kann ebenfalls auf Wunsch deaktiviert werden – gute Nachrichten für alle, die so wie ich nicht gerne mit herstellereigenen Newsfeeds bespielt werden.
Kamera
Die Kamera bietet 13 Millionen Pixel bei einer Blende von ƒ/2,2 und 28,3 mm Brennweite. Der Chip ist mit 1,12μm Pixeln recht klein – zum Vergleich: Beim HTC 10 sind es 1,55μm, beim Samsung Galaxy S7 1,4μm. Größere Pixel haben den Vorteil weniger anfällig auf Bildrauschen und ähnliche Fehler zu sein, dafür sind sie teurer – wohl der Grund, weshalb der Chip im HTC One A9s eher klein ausgefallen ist. Mit dabei ist außerdem ein LED Blitz und die Möglichkeit, Videos bei 30 Frames in Full-HD aufzunehmen. Für 4K wäre die Prozessorleistung wohl nicht ausreichend.
Beim HTC One A9s ist eine solide Kamera mit an Bord | Foto: A1/Wolfgang Hammer
An der Front finden wir eine 5 Megapixel Kamera bei ƒ/2,8 – deren Qualität halt ich für ausreichend, da ist im Mittelklasse Segment sicher besseres zu haben. Dafür ist die Kamera App HTC typisch sehr gut gelungen: Wir bekommen einen umfassenden Profi Modus, in dem sich nicht nur Weißabgleich, Belichtung, Empfindlichkeit, Fokus und Belichtungskorrektur manuell einstellen lassen. Die Fotos werden zusätzlich im RAW Format aufgenommen – genau richtig also für alle, die ihre Fotos gerne unkomprimiert speichern um sie nachher zu bearbeiten. Mit dabei sind auch die bekannten Modi wie Hyperlapse oder Panorama – wirklich außergewöhnliche oder zusätzlich installierbare Modi gibt es leider nicht. Vorinstalliert ist die App Zoe-Kamera, mit der sich ähnlich wie bei Live Photos am iPhone die Momente vor und nach der Aufnahme verewigen lassen.
Ich war mit dem HTC One A9s ein paar Tage in Wien unterwegs – alle Ergebnisse gibt es hier.
Sonnenaufgang im Wiener Prater | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Aufnahmen mit Gegenlicht sind für die meisten Kameras eine Herausforderung – das HTC One A9s schlägt sich hier recht gut. Die Farbtöne – also der Weißabgleich – hat die Szene richtig erfasst. Allerdings hätte ich mir etwas sattere Farben und etwas mehr Kontrast gewünscht. Positiv zu vermerken sind Schärfe und Auslöseverzögerung: Bei Tag arbeitet der Autofokus (Kontrastmethode) sehr flott und akkurat, eine Auslöseverzögerung gibt es so gut wie gar nicht.
In der Nacht schlägt sich das One A9s besser als erwartet – nämlich insofern, als entgegen vieler anderer Smartphones in dieser Preisklasse Autofokus und Schärfe oft zu wünschen übrig lassen. Das Bild wirkt zwar auch leicht unscharf, andererseits schaffen es viele andere Smartphones bei schlechten Verhältnissen kaum bis gar nicht überhaupt in den Fokus zu kommen. Bildrauschen macht sich ebenfalls kaum bemerkbar, alles in allem ein richtig gutes Ergebnis.
Da mir die Performance bei schwierigen Lichtverhältnissen so gut gefallen hat, gleich noch eine für meinen Geschmack überaus gelungene Aufnahme. Da das A9s etwas ins Rote tendiert, wirkt dieses Foto so als ob ein Vintage Filter aktiv gewesen wäre – tatsächlich wurde es aber im Automatik-Modus geschossen. Das HTC One A9s macht es möglich, Bilder mit ganz unterschiedlich hellen Objekten ausgeglichen auf den Chip zu bannen. Die Kamera ist die größte positive Überraschung an diesem Smartphone.
Akku
Für die meisten wird bei einem Smartphone Akku wichtig sein, ob eine Ladung für den Tag reicht. Beim HTC One A9s ist das der Fall, viel länger hält der 2.300 mAh Akku allerdings nicht durch. Geladen wird via Micro-USB, der neue USB-C Standard hat es auf das neue HTC Modell leider nicht geschafft. Die Android Modifikation HTC Sense bietet ein paar nette Features, mit denen man sich über die Energieeffizienz seines Smartphones informieren kann. Unter der Akkunutzung wird detailliert aufgelistet, welche App bzw. welches Feature am meisten Energie benötigt. Für Akku Sparmeister stehen mit dem normalen und dem extremen Energiesparmodus gleich 2 Wege für längeres Durchhalten zur Verfügung. Im Extremmodus wird die Nutzung des Smartphones auf das wichtigste, nämlich Telefon, SMS, E-Mails und die Uhr beschränkt.
Fazit
Mir wäre es lieber gewesen, wenn HTC anstatt dem HTC One A9s in diesem Jahr das HTC One A9 vorgestellt hätte – das ist dem HTC One A9s in so mancher Hinsicht überlegen, obwohl es ein schon knapp ein Jahr altes Modell ist. Ein Smartphone wie das A9s hätte sich ebenfalls ein AMOLED Display mit Full HD Auflösung verdient. Laut HTC handelt es sich beim A9s übrigens gar nicht um einen Nachfolger vom A9, sondern um eine günstigere Version vom diesjährigen Flaggschiff HTC 10. Warum man es dann nicht auch anders benannt hat, ist für mich eher unverständlich.
Sehr solides Smartphone, das vor allem mit der Kamera hervorsticht | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Für sich genommen ist das HTC One A9s ein gutes Gerät – man bekommt ein schön gemachtes Smartphone mit solidem Display und sehr guter Leistung. Mit Abstand am besten hat mir allerdings die Kamera gefallen: Klar kann sich die nur schwer gegen ein iPhone 7 oder ein Samsung Galaxy S7 durchsetzen. In der Mittelklasse habe ich bisher aber kaum eine bessere Kamera gefunden. Auch der Preis stimmt: Im Tarif A1 Go! S gibt es das Smartphone kostenlos dazu. Allerdings wird es trotzdem für HTC schwer, sich gegen andere Konkurrenten wie dem Huawei Nova oder dem Huawei P9 lite durchzusetzen. Das HTC One A9s wird bestimmt allen gefallen, die immer schon gerne zu HTC gegriffen haben. Wechselwillige wird der chinesische Hersteller aber erst davon überzeugen müssen.
Die technischen Daten im Überblick
- Abmessungen: 146,49 x 71,5 x 7,99 mm, 149,8 Gramm
- Betriebssystem: Android 6.0 – Marshmallow
- Display: 5 Zoll IPS-LCD HD Display bei 1280 x 720 Pixel = 294 ppi
- Kamera: 13 MP (Rückseite) bei ƒ 2,2 und 5 MP (Vorne für Selfies) ƒ/2.8, 1080p Videoaufnahme, Dual LED Blitz
- Prozessor: MediaTek® Helio™ P10, Octacore bei 4 x 2,0 GHz und 4 x 1,2 GHz, 64 Bit
- Speicher: 3 GB RAM, 32 GB interner Speicher – mit MicroSD bis zu 2TB
- Akku: Li-Ionen mit 2.300 mAh – nicht wechselbar, Fast Charging
- Konnektivität: GSM/EDGE/UMTS/LTE Cat6, WLAN, Bluetooth
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