Doppelter Bildschirm: Das LG X Screen im Test
LG setzt in diesem Jahr auf Innovation: Das Flaggschiff LG G5 ist bereits durch das modulare Design und die Dual-Kamera aufgefallen. Mit dem LG X-Screen kommt die nächste Neuheit auf den Markt, diesmal im Mittelklasse Segment: Das Smartphone verfügt über 2 Displays.
Genau gesagt gibt es einen 4.93 Zoll großen Hauptbildschirm, an dessen oberer Kante noch ein kleinerer, davon unabhängiger 1.76 Zoll (520 x 80) Bildschirm liegt. Mit einem ähnlichen Konzept wurde schon das LG V10 vorgestellt, das allerdings in eine deutlich höhere Preisklasse fällt. Im A1 Blog Test sehen wir uns an, was der neue Androide aus der Mittelklasse sonst noch kann.
Design
Man kann sagen was man will: Das LG X-Screen sieht dank seines Rahmens und Klavierlackdesigns um einiges wertiger aus, als es der Preis vermuten lässt. Beim ersten Blick dachte ich, es handelt sich um ein Smartphone samt Metallrahmen und verglaster Rückseite. Sobald man es in die Hand nimmt wird aber klar, dass es sich um Kunststoff handeln muss: Das X-Screen ist mit nur 120 Gramm ein sehr leichtes Smartphone. Vor allem dann, wenn man im Vergleich dazu ein Smartphone aus Metall und Glas wie das Galaxy S7 oder das iPhone SE in der Hand hält. Aber auch gegenüber anderen komplett aus Kunststoff gefertigten Smartphones wie dem Galaxy S5 neo ist es deutlich leichter.
Bei LG arbeiten offenbar Leute mit Geschmack: So wurde der Rahmen mattiert und nicht aufpoliert, wie das so manch anderer Hersteller zumindest bei den früheren Modellen gemacht hat. Die Verarbeitung macht einen soliden Eindruck, das Display wurde glatt in das Gehäuse verbaut, geschwungene Kanten oder gewölbte Bildschirme wie bei vielen anderen LG Modellen gibt es also nicht.
Ein LG typisches Merkmal fehlt: Auf der Rückseite gibt es keine Buttons, das sorgt für ein sehr flaches Erscheinungsbild. Die Kamera ragt allerdings um knapp einen Millimeter aus dem Gehäuse heraus. Die Rückseite wurde verspiegelt poliert und ist daher entsprechend anfällig für Tapser – für das gute Aussehen müssen also leider auch Nachteile in Kauf genommen werden. Mit den Abmessungen 142,6 x 71,8 mm (fast exakt jene vom Galaxy S5 neo) hat es für mich genau die richtige Größe, um ohne Umgreifen alle Bereiche des Bildschirms bedienen zu können.
Alle Anschlüsse samt Lautsprecher befinden sich unten, der gut erreichbare Power-Knopf befindet sich rechts, die ebenso gut greifbare Lautstärkenwippe liegt an der linken Seite.
Bildschirm(e)
Hier kommt die Besonderheit am LG X-Screen zum Vorschein: Oberhalb des 4,93 Zoll HD Hauptdisplays (1280 x 720 Pixel) befindet sich rechts von der Selfie Kamera ein kleines, 1,76 Zoll (520 x 80) großes sekundäres Display. Beide Anzeigen arbeiten mit derselben Technologie, es handelt sich also um IPS-LCD Bildschirme. Die haben den Vorteil günstiger in der Fertigung zu sein und Farben sehr natürlich aussehen zu lassen. Aber auch einen entscheidenden Nachteil: Selbst bei der Darstellung von Schwarz muss die Hintergrundbeleuchtung eingeschalten sein – was bei einem Always On Display einen stark erhöhten Energieverbrauch bedeutet.
Dieses Problem umgeht LG mit dem kleinen Extra-Display. Der sekundäre Bildschirm dient beim LG X-Screen als Benachrichtigungs-Hub und Always On Display: Es zeigt im Stand-By Modus neben dem Datum die Uhrzeit an, aber auch alle Benachrichtigungen. Via Swipe kann man auf die wichtigsten Quick-Toggles (WLAN, Bluetooth, Taschenlampe) zugreifen oder den Musik Player steuern. Im eingeschalteten Modus zeigt es einem zusätzlich die 4 zuletzt genutzten Apps an – eine wie ich finde extrem praktische Funktion, schneller konnte man noch nie zwischen 2 Apps hin und her schalten. Was einem im zweiten Bildschirm angezeigt wird, ist jedem selbst überlassen: Es können auch die 4 wichtigsten Kontakte, anstehende Termine oder schlicht App-Verknüpfungen angezeigt werden.
LG hat hier ein sehr sinnvolles neues Feature eingeführt. Mir persönlich gefällt es so besser als das Edge-Display von BlackBerry beim Priv oder von Samsung beim S7 edge, wo die Kanten als zusätzliches Display genutzt werden. Der Grund ist einfach erklärt: Beim LG X Screen reicht ein Blick frontal aufs Display, Smartphones mit Edge Display müssen immer in eine bestimmte Position gebracht werden um Infos abzulesen.
Leistung
Im LG X-Screen tut ein Qualcomm Snapdragon 410 Prozessor bei 4 x 1,2GHz seinen Dienst. Mit dabei sind außerdem 2 GB Arbeitsspeicher. Diese Ausstattung reicht für alltägliche Anwendungen wie Facebook, Instagram und Co. Die Bedienung läuft auch ausreichend flott, ein Geschwindigkeitswunder ist das X Screen allerdings nicht. Bei AnTuTu kommt es auf 27.615 Punkte, damit liegt es in etwa beim Samsung Galaxy A5 (2015), das es mit demselben Prozessor auf einen ähnlichen Wert brachte. Das macht es zu einem verlässlichen Begleiter, für grafikintensive Abenteuer ist das X-Screen aber eher nicht die richtige Wahl.
Von den 16 GB Speicher sind etwa 9,4 GB für den User frei, der Rest wird vom Betriebssystem (Android 6.0) und den Systemapps belegt. LG hat sich bei der Installation von Bloatware stark zurückgehalten, das Smartphone ist also beinahe frei von vorinstallierter Software. Die LG eigene Oberfläche UX greift für meine Begriffe recht sanft ins System ein – bis auf den Umstand, dass standardmäßig auf einen App Drawer verzichtet wird. Das ist aber insofern kein Beinbruch, als mit wenigen Klicks auf die gewohnte Ansicht umgestellt werden kann.
Kamera
Aus der rückseitigen Klavierlackoptik sticht die Hauptkamera samt LED Blitz heraus. Die Daten sind unspektakulär: 13 Megapixel bei einer f/2.2 Blende. Sieht nach solider Mittelklasse aus. Die Frontkamera sticht hingegen durch die reine Anzahl der Pixel hervor: Die bringt es auf immerhin 8 Megapixel. Mit dabei ist eine Auto-Shot Funktion, die sobald sie ein Lächeln erkennt erbarmungslos abdrückt.
Die App an sich fühlt sich ein wenig so an wie jene am LG G5 – bei genauerem Hinsehen erkennt man aber schnell die Abstriche, die man bei einem Low-End Smartphone machen muss: So gibt es neben normalen Fotos nur einen Panorama Modus – Standards wie HDR oder einen manuellen Modus sucht man vergeblich. Dafür funktioniert die Auslösung via Sprache oder dem oben angesprochenen Gesten und Lächeln einwandfrei. Videos können immerhin in Full HD aufgenommen werden, allerdings gibt es weder einen optischen, noch einen softwareseitigen Bildstabilisator – man muss das Smartphone also extrem ruhig halten, um schöne Videos zu erhalten.
Ich habe mit dem LG X-Screen wie immer ein paar Schnappschüsse gemacht, viele mehr gibt es auf OneDrive!
Die Kamera ist für alltägliche Schnappschüsse ausreichend, für ambitioniertere Ideen sollte man auf jeden Fall zu einem höherpreisigen Gerät greifen – bei der Wahl der Smartphone Kamera gilt nach wie vor die Regel: Je teurer, desto besser. Für sich genommen sind die Aufnahmen mit dem LG X Screen aber gar nicht so schlecht: Die Farben wirken gut ausbalanciert, dank gutem Kontrast sind viele Details erkennbar. Vor 5 Jahren hätte man für so eine Leistung am Handy noch sehr viel Geld hingelegt.
Auch bei künstlicher Beleuchtung macht das X Screen eine recht gute Figur. Voraussetzung: Man hat ein extrem ruhiges Händchen und macht gleich mehrere Aufnahmen, um dann die beste auszuwählen. Der Autofokus benötigt bei schlechtem Licht recht viele Versuche, bis die richtige Schärfe gefunden wird. Positiv überrascht hat mich die tatsache, dass auch bei schlechten Verhältnissen Störungen wie Bildrauschen eher eine Randerscheinung darstellt.
Akku
Ein 2.300 mAh Akku liest sich nicht besonders aufregend, für ein Smartphone dieser Klasse sollte er allerdings ausreichen. Ich bin bei meinen Tests gut durch den Tag gekommen. Das ist natürlich rein subjektiv, ich hatte bis auf Facebook und WhatsApp keine Push Dienste aktiv. Aufgrund des praktischen sekundären Displays musste ich auch nicht so häufig wie sonst den Hauptbildschirm aktivieren. Der sekundäre Bildschirm scheint extrem sparsam zu sein – im Stand-By Modus hat er die Akkuleistung kaum beeinträchtigt. Natürlich gibt es auch beim X Screen einen Energiesparmodus, der allerlei Hintergrunddienste beschränkt und so für eine längere Nutzung sorgen soll. Was dabei genau beschränkt wird, ist leider nicht ersichtlich bzw. konfigurierbar, insofern bleibt die Frage ob es tatsächlich eine Verbesserung bringt.
Fazit
Zum Glück hat das LG X Screen etwas, das andere Smartphones nicht haben: Den zweiten Bildschirm. Ansonsten würde es sich nämlich in keiner Weise von den vielen anderen Smartphones der Mittelklasse abheben. Damit hat es nicht nur ein sehr nützliches, sondern auch sehr cooles Feature, das wir in Zukunft hoffentlich auf vielen anderen Smartphones zu Gesicht bekommen werden. Ansonsten ist das LG X Screen ein solides Mittelklasse Smartphone, das weder begeistert, noch enttäuscht. Wer auf der Suche nach einem günstigen Einstiegsgerät samt schöner Optik und einzigartigem Bildschirmfeature ist, aber auf keine High-End Performance angewiesen ist, kann hier getrost zuschlagen.
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Die technischen Daten im Überblick
- Abmessungen: 142,6 x 71,8 x 7,1 mm | 120 Gramm
- Betriebssystem: Android 6.0.1 – Marshmallow
- Display: 4,93 Zoll IPS LCD QHD-Display bei 1280 x 720 Pixel (=297 ppi) + 520 x 80 Pixel sekundäres Display
- Kamera: 13 MP Hauptkamera f/2.2, LED Blitz | 8 MP Frontkamera
- Prozessor: Qualcomm® Snapdragon™ 410, Quadcore 64 Bit, 4 x 1,2 GHz
- Speicher: 2 GB RAM, 16 GB interner Speicher – mit MicroSD bis zu 2TB
- Akku: Li-Ionen mit 2.300 mAh – nicht wechselbar
- Konnektivität: GSM/EDGE/UMTS/LTE Cat4, WLAN, Bluetooth
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