Im A1 Blog Test: Samsung Gear S – Standalone-Uhr mit Sim-Slot
Für mich persönlich kam der Kauf einer Smartwatch eigentlich noch nie in Frage. Zu hoch waren Anschaffungskosten und zu überschaubar der Mehrwert. Vor allem aber waren Smartwatches bisher ohne ein verbundenes Smartphone meist hilflos. Warum sollte ich aber zwei Geräte mitschleppen?
Mit dem mittlerweile dritten Anlauf von Samsung könnte sich meine Meinung aber ändern. So verspricht Samsung mit seiner bisher umfangreichsten Smartwatch einen eigenen SIM-Kartenschacht für mehr Unabhängigkeit vom Smartphone und den größten Nutzenumfang aller bisher am Markt erhältlichen Geräte. Ob ich meine Meinung zu Smartwatches deshalb ändere, versuche ich im Test der Samsung Gear S herauszufinden.
Design & Verarbeitung – gebogenes Display als Eyecatcher
Während herkömmliche Smartwatches eher klassischen Herrenarmbanduhren nachempfunden scheinen, kommt die Gear S mit dem gebogenen Display und dem edlen Chromrahmen deutlich futuristischer daher. Dies macht die Uhr zu einem echten Hingucker. Jedoch fällt einem hier nicht nur das ungewohnte Aussehen ins Auge, sondern auch die ungewöhnliche Dimensionierung der Uhr. Mit einem stolzen 2-Zoll-Display und einer Dicke von annähernd 13 mm ist die Gear S zwar sehr bedienungsfreundlich, jedoch wirkt die Uhr dadurch, gerade an schmäleren Handgelenken, etwas klobig.
Das Armband sitzt nun nicht mehr länger, wie bei den Vorgängermodellen üblich, steif am Handgelenk sondern ist nun angenehm strapazierfähig, was den Tragekomfort deutlich erhöht. Jedoch hatte ich bei diversen Anlegeversuchen Schwierigkeiten die Uhr auf Anhieb zu verschließen, da sich der Verschlussmechanismus häufig gegen meine Anbandelversuche gewehrt hat. Der Clou dabei ist, die Klammer des Verschlusses beim Verschließen etwas anzuziehen, was sich einhändig als ziemlich tricky erweist. (Versucht es selbst!)
Im Gegensatz zur Größe der Smartwatch fällt das Gewicht mit gerade einmal 67 Gramm angenehm gering aus. Die Verarbeitung wirkt solide und hochwertig. Die Gear S ist zudem staub-und wasserdicht nach IP67-Zertifizierung, besonders wichtig bei Aktivitäten im Regen.
Display – gestochen scharf dank AMOLED
Die Gear S bietet bei einer Auflösung von 480 x 360 Pixel und einer Bildschärfe von 300 Pixel pro Zoll, das derzeit wohl größte und schärfste Display auf dem Markt. Dank der Verwendung einer organischen Leuchtdiode (AMOLED) erscheint das Display in satten Farben und hervorragenden Schwarzwerten. Die außerordentliche Schärfe und Qualität des Displays kommt dann vor allem bei starker Sonnenreflexion zum Tragen. Eingebaut wurde zusätzlich ein Umgebungslichtsensor, der nachts die Leuchtkraft des Screens reduziert – praktisch, beim nachts auf die Uhr schauen! 🙂
Standalone? – Jein!
Besonders gespannt war ich ja, ob ich mit der Gear S in der Lage bin, ohne verbundenem Smartphone auszukommen. Die Antwort darauf lautet eindeutig jein! Der Unterschied der Gear S zu anderen Smartwatches ist, dass sie nicht nur über Bluetooth sondern auch über das Internet mit dem Smartphone verbunden werden kann. Es ist also egal, ob man in Wien mit der Smartwatch eine Joggingrunde dreht, das Handy sich aber in Linz befindet. Man kann dank eingebauter Nano-SIM, WLAN und 3G- Moduls weiterhin SMS oder E-Mails senden und empfangen oder telefonieren.
Der Haken an der Sache ist aber, ein aktuelles Samsung Galaxy Handy wird trotzdem benötigt. Der Grund dafür ist, dass das Einrichten der Smartwatch nicht eigenständig funktioniert. Zuerst muss auf einem aktuellen Samsung Galaxy Gerät die Gear App installiert werden. Anschließend werden dann die benötigten Komponenten der App auf die Uhr überspielt. Im Test lies sich dies problemlos bewerkstelligen. Leider ist, aufgrund des von Samsung benutzten Tizen–Betriebssystems, die Gear S auch nicht mit Nicht-Samsung-Geräten kompatibel. Meiner Meinung nach keine optimale Lösung.
Bedienung & Funktionen
Mich hat vor allem interessiert, wie sich die Smartwatch bedienen lässt, so wie ich sie nutzen würde, nämlich beim Lauftraining. Also mit hohem Puls und ab und an auch hastig und mit schwitzigem Bedienfinger. Gespannt war ich darauf, wie ich beim Eingeben der Befehle mit dem gebogenen Display zu Recht komme. Das eben schon erwähnte Tizen-Betriebssystem ist dabei schnell erlernt und einfach zu bedienen. Die Eingabe meiner Befehle gingen dank des großen Bildschirms präzise vom Finger. Nur selten musste ich meine Befehle wiederholen oder korrigieren. Bei anderen Smartwatch Modellen hatte ich da schon größere Probleme.
Was ich nicht wirklich nachvollziehen konnte, ist die bei einigen Testberichten gemeldete Verzögerung beim Öffnen der Apps. Im Test ließen sich sämtliche Anwendungen augenblicklich öffnen und benutzen. Auch etwaige „Mikrorucklern“ sind mir nicht aufgefallen. Alles im allen eine feine Sache.
Telefonate und Benachrichtigungen
Die Kommunikation läuft wahlweise über Bluetooth oder mit eingelegter SIM-Karte. Telefonate mit der Gear S werden logischerweise im Freisprechmodus geführt. Das verbaute Mikrofon erweist dabei gute Dienste, die Klangqualität ist durchwegs ok. Praktisch – alle Benachrichtigungen (eine Synchronisation mit eurem Samsung-Konto vorausgesetzt) auf dem Smartphone landen als sog. Second Screen-Funktion auch auf der Smartwatch.
Das Schreiben eigener Benachrichtigungen funktioniert mit Hilfe der Onscreen-Tastatur. Das Tastaturlayout lässt sich dabei sogar auf ein gewünschtes Format wechseln. Hier kommt wiederum die Größe des Bildschirms gut zu tragen, denn die richtigen Buchstaben ließen sich ohne große Mühe treffen.
By the way, Facebook und Whatsapp lassen sich leider nicht auf der Gear S installieren. 🙁
Fitness-Tracking, Navigation und vieles mehr…
Eindeutig die Stärke der Gear S und Hauptkaufargument. Die Uhr bietet eine umfangreiche Palette an Fitnessfunktionen, darunter z.B. Pulsmesser und Schrittzähler, die allesamt präzise und zuverlässig arbeiten. Die Gear S ist zudem mit einer Vielzahl an Sensoren zum Messen von Luftdruck, UV-Strahlung oder Schlafrhythmus ausgestattet. Toll sind auch die auf der Uhr vorinstallierten Applikationen, wie z.B die von Samsung eingesetzte Nokia Here Navigator App oder aber auch die neue Nike+Running App, die alle Laufstrecken und jeden zurückgelegten Kilometer auf der Samsung Gear S festhält.
Akkulaufzeit
Aufgeladen wird der Akku mittels einer mitgelieferten Aufladeschale. Die Aufladezeit betrug im Test ca. 3 Stunden, was einen guten Wert darstellt. Auch die Akkuleistung kann sich mit 300 mAh durchaus sehen lassen und sollte, bei einer durchschnittlichen Nutzung, problemlos zwei Tage ohne neue Aufladung überdauern. Aufgrund der verwendeten AMOLED-Technologie scheint mir dies auch durchaus realistisch. Die GEAR S gehört damit zu den Smartwatches mit der größten Ausdauer überhaupt. Während meines Tests über drei Tage hatte die Uhr noch über 15% ihrer Energie.
Fazit
Fitnessfunktionen, Navigation und Akkuleistung sind derzeit mit das beste am Markt. Die Displayqualität sucht seinesgleichen. Allerdings hält sich der Mehrwert des eigenen SIM-Slots leider in Grenzen, autark funktioniert die Uhr nämlich nicht. Die Ergonomie des gebogenen Displays ist schick aber gewöhnungsbedürftig. Die Samsung Gear S ist aber mit Sicherheit mehr als nur ein Hingucker. Mit der Gear S steht einem ein persönlicher Fitnesstrainer mit einer Vielzahl an Funktionen und Anwendungen zur Verfügung und macht einfach Spaß.
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