Blade Runner 2049 – (Un)Ruhestände und andere Entdeck(ard)ungen
„Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“
Ein weiter Weg vom Roman zum 5-fach Oscar-nominierten Film ist es im Falle von „Blade Runner 2049“. Bevor ich zur Gegenwart komme, führe ich euch zunächst „zurück in die Zukunft“.
Der geistige Vater der Geschichte ist Philip K. Dick, der auch die Vorlage zu Filmen wie „Total Recall“ und „Minority Report“ lieferte. Zu Lebzeiten wenig erfolgreich fanden seine Zukunftsvisionen posthum eine immer größere Fangemeinde. Er arbeitete auch aktiv an der Entstehung von „Blade Runner“ mit, erlebte die Uraufführung des Filmes 1982 allerdings nicht mehr.
Im Kino gescheitert baute „Blade Runner“ über Festivals und Mundpropaganda seinen Status als eines der legendären filmischen Science-Fiction Meisterwerke auf. Es folgte ein „Director’s Cut“ und der, von Ridley Scott und mir empfohlene, „Final Cut“, der Scott völlige künstlerische Freiheit ermöglichte, um letzte Kunstgriffe und eine „State of the Art“ Bild und Tonqualitätsrestaurierung durchzuführen.
„Blade Runner“ – Kurz und knackig!
- Im Jahr 2019 der 1982 Dystopie wird noch überall geraucht, die Welt und Los Angeles sind ein verregneter Moloch und die Androiden, „Replikanten“ genannt, sind von Menschen nur durch einen psychologischen Fragetest zu erkennen und führen ein Leben als Sklaven.
- Bei der Hauptfigur Rick Deckard (Harrison Ford), der als „Blade Runner“ diese menschenähnlichen Roboter töten soll, ist nie völlig klar, ob er nicht selbst ein Replikant ist.
- Wie „echt“ ist die Liebe in der Zukunft? Eine besondere „Maschinenfrau“ ist Rachel. Im Laufe der Ermittelungen verliebt sich Deckard in sie, wobei die Frage auftaucht, in wie fern „das sich Verlieben“ durch Zufall oder durch perfekte Planung ihrers Schöpfers Tyrell passiert ist. Was aus der Beziehung der beiden geworden ist, greift „Blade Runner 2049“ auf.
Der Titel „Blade Runner 2049“ ist nicht zufällig gewählt, sondern bezieht sich auf das Jahr in dem die Geschichte weitergeführt wird. Einschneidende Ereignisse, die während der letzten 30 Jahre die Welt von „Blade Runner“ geprägt haben, wurden durch befreundete Filmemacher von Regisseur Denis Villeneuve umgesetzt:
Das Jahr 2049
Die Zukunft ist jetzt! 35 Jahre nach der Filmwerdung von „Blade Runner“ kehrt Ridley Scott als Produzent gemeinsam mit Drehbuchautor Hampton Fancher und Regisseur Denis Villeneuve zurück. Was ist dabei herausgekommen. Zwei Worte: Großes Kino!
Gute Science Fiction zeigt uns am „Unmenschlichen“ das Menschliche, wobei es durchaus eine Diskussion Wert wäre, warum der Begriff „Menschlichkeit“ positiv besetzt ist. Aber genau dieses Spannungsfeld greift „Blade Runner 2049“ wieder auf. Diesmal schlüpft Ryan Gosling in die Rolle des Replikantenjägers „K“ und es ist bald klar, dass er selbst eine „menschgewordene“ Maschine ist.
Sein Tätigkeitsfeld unterscheidet sich zu Beginn nur wenig von dem des verschwundenen Rick Deckards; genauso die zentrale Frage des Films: Was zeichnet uns als Menschen aus und wo zieht wer die Grenze?
Dem gesamten Filmteam gelingt es in allen Aspekten des Filmemachens Höchstleistungen zu vollbringen. Villeneuve, meisterlicher Brückenbauer zwischen Kunst und Kommerz, formt alles zu einem harmonischen Ganzen. Bereitet euch auf beeindruckende Bilder, fantastische Soundeffekte und eine packende Musikuntermalung vor!
2 Aspekte der Story möchte ich besondere Aufmerksamkeit widmen. ACHTUNG SPOILERALERT!
„Menschenskinder“
Die Frage nach der Wertigkeit von Leben und Schöpfung motiviert alle Figuren im Film. Eine mögliche Grenzüberschreitung zur Menschwerdung (Vermenschlichung?) der Maschinen ist die Geburt eines Kindes durch eine Replikantin. Wie kann es sein, dass ein mechanisches Geschöpf Leben hervorbringt? Ist das Konzept einer Seele der Beweis, dass etwas keine Maschine sein kann?
„K“ der sich später „Joe“ nennt, umgibt die gleiche mysteriöse Aura. Ist er ein Replikant oder ist er als von einer Replikantin (vermeintlich) geborenes Wesen „mehr“? Ist Deckard sein Vater?
Der Roboter als Lebensschöpfer verursacht erhebliche Probleme: Dürfen Menschen sie weiterhin als Sklaven behandeln? Fordern Replikanten dann nicht mehr Rechte? Führt das nicht zu einem Krieg und der Umstürzung der bisherigen Gesellschaftsordnung?
Der Industrielle Niander Wallace sieht in der Möglichkeit der selbstreproduzierenden Androiden seinen Profit zu steigern.
Die „unmögliche“ Geburt treibt also die Fragen zum Thema „Mensch vs. Maschine“ in dem Film auf den Höhepunkt!
„Gönnen Sie sich Joi“
VR-Brillen und Apps wie „Tinder“ sind die Gegenwart, Freundinnen wie „Joi“ sind die Zukunft. Als „perfekte“ Partnerin kommen ihre Gefühle von der Festplatte und ihre Erscheinungen aus dem Projektor; beides vereint in der Größe einer kleinen Fernbedienung. Das Hologramm zeigt allerdings mehr als „gespie(ge)lte“ Gefühle. Sie liebt „K“ mit ihrem „programmierten Herzen“ und ist bereit für ihn Opfer zu bringen, vor denen die meisten Menschen zurückschrecken würden. Bei genauerer Betrachtung kommen also auch Romantiker bei „Blade Runner 2049“ auf ihre Kosten.
The Final Word
Was die Zukunft bringt steht in den Sternen…oder liegt in der Sandwüste von Las Vegas im Jahr 2049.
Ich glaube, dass uns die nächsten Jahre zahlreiche Fortsetzungen, Remakes und Reboots aus Hollywood bescheren. Ich bin mir aber sicher, dass es nur wenigen Filmen gelingen wird, so etwas Magisches wie „Blade Runner 2049“ auf die Kinoleinwand zu zaubern. Und das mit einem Original, das mehr als Kult ist!
Viel Spaß beim Schauen ab 15.02. in der A1 Videothek wünscht euch
Philipp
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