Die eSport-Debatte – Deutschland in der Krise?

In Deutschland soll eSport also nicht als Sportart anerkannt werden. Wer genauer hinsieht, erkennt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Im Nachbarland passieren gerade einige Dinge, mit denen Spielefans und alle, die in dieser Branche arbeiten, wohl keine Freude haben.

A1 eSports League – Season 3 Finals 2019

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Deutschland hinkt hinterher

Es ist nicht allzu lange her, da wurde der Games-Branche eine Förderung in Höhe von 50 Millionen Euro für das nächste Jahr in Aussicht gestellt. Im Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2020 tauchte besagte Förderung dann überraschend doch nicht auf. Versprechen und Taten liegen in der Politik doch oft so weit auseinander. Dabei wäre es für das Land auch eine wirtschaftlich nicht unwichtige Entscheidung. „Um international mithalten zu können, muss auch der Bund seine Zusage einhalten“, meint beispielsweise Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Digitales.

Stattdessen sieht man zu, wie große Studios verschwinden und junge Entwickler lieber im Ausland (vor allem Frankreich und UK) arbeiten. Zu allem Überfluss geben dann auch noch Kritiker eine Studie in Auftrag, die eine weitere Professionalisierung des eSport erschweren soll. Ein vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten lehnte kürzlich die Anerkennung vom eSport als Sport ab. Der Begriff Sport sei nämlich „durch die langjährige Rechtsprechung im traditionellen Sinne der Anforderungen an die Körperlichkeit konkretisiert“. Langjährig. Traditionell. Bei diesen Begriffen kann man sich wohl schon denken, wer hier was gegen Fortschritt hat und wer hier nichts mit diesem neumodischen Kram anfangen kann, vielleicht sogar ein bisschen neidisch ist. Neidisch, auf die jungen Leute, deren Chancen und deren neue Lebenswege, die sie beschreiten können – und das obwohl sie den ganzen Tag nur vor dem „deppaten“ Kastel sitzen. Dass eSport in Deutschland fürs erste wohl eher nicht als Sport anerkannt werden soll, schadet weniger dem eSport als viel mehr dem Ruf des Landes. Aber dass die Digitalisierung in Deutschland gelinde gesagt nicht gerade Vorbildwirkung hat (in Berlin verliert man den Internetempfang, sobald man eine Ubahn-Station betritt), zeigt sich eben auch hier.

Digitalisierung

Spitzenleistung

Dass die Athleten beim eSport unglaubliche Leistungen erbringen weiß jeder, der beginnt, sich damit auseinander zu setzen. Schnelle Reaktionen, strategische Überlegungen, mentale und körperliche Ausdauer sind gefragt. Hinter den besten Teams der Welt stehen Mental-Coaches und professionelle Trainer, für Turniere wird täglich stundenlang trainiert: Spielzüge müssen einstudiert und Abläufe perfektioniert werden – und diese Turniere füllen dann ganze Stadien und locken hunderttausende Fans in Live-Streams.

Vergebene Chancen

„Mir persönlich könnte das nicht mehr egal sein, ob eSport nun bei Olympia oder als Sportart anerkannt wird. eSport ist eSport und heute schon lukrativer und mit mehr Zusehern als viele traditionelle Sportarten.“ – meint Eefje „Sjokz“ Depoortere in einem Interview mit dem Standard.

Und dieser Meinung kann man sich nur anschließen. Der eSport braucht keine offizielle Anerkennung, um weiter wachsen zu können. Dennoch ist es ein Fehler aufeinander loszugehen statt zusammenzuarbeiten. Alle Beteiligten könnten von einer Zusammenarbeit profitieren. In anderen Ländern, beispielsweise USA, Brasilien, Schweden, den Niederlanden, Bulgarien, Großbritannien, Frankreich und Dänemark ist eSport als Sportart anerkannt. Vom asiatischen Raum will ich gar nicht erst anfangen. Korea gilt seit Jahren als das eSport-Mekka schlecht hin. Spieler werden als Stars gefeiert, Turniere im TV übertragen und mit dem Yongsa E-Sport Stadium, wurde hier das erste permanente Stadion für elektronischen Sport eröffnet.

Situation in Österreich

Wie sieht die Lage denn nun bei uns in Österreich aus? Wir haben die eBundesliga mit allen heimischen Bundesliga-Vereinen, wir haben zahlreiche größere und kleinere Turniere, wie Ubisofts „Rainbow Six Siege Austrian Nationals“ oder Nintendos österreichische Meisterschaft in Super Smash Bros. Ultimate und Splatoon 2 und natürlich haben wir als großes Zugpferd die A1 eSports League Austria, die in der vierten Saison bereits stolze 30.000 Euro Preisgeld ausschüttet. Außerdem haben wir mit dem eSport Verband Österreich (ESVÖ) einen vom Bundesministerium für Frauen, Familien und Jugend geförderten Verband, der „den elektronischen Sport in all seinen Bereichen unterstützen, die bereitstehenden Mittel bestmöglich nutzen, diese koordinieren und Maßnahmen gegenüber der Gesellschaft und der Politik vertreten möchte.“. Das Sportministerium nimmt eSport wahr und prüft aktuell davon ausgehende Chancen und Gefahren – eine Förderung und Anerkennung wird nicht ausgeschlossen. Dafür ist allerdings auch die passende Politik notwendig.

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Zur Anerkennungs-Debatte meint der ESVÖ in einem offiziellen Statement: „Die rechtliche Anerkennung als Sport ist nicht unsere höchste Priorität – wir stellen vielmehr in Frage, wie steuerlich und rechtliche Vorteile auch im eSport zum Tragen kommen. Darüber hinaus würde die Argumentation dieses – von Kritikern in Auftrag gegebenen – Gutachtens des DOSB auch „anerkannten“ Sportarten wie Schießsport, Billard, Darts oder Schach diese Anerkennung entziehen. Wir betrachten die Argumentation daher für unglaubwürdig. In Österreich erfreuen wir uns zum Glück aber eines sehr konsensualen Umgangs mit der Bundessportorganisation (BSO), sowie der heimischen Politik. Es ist aber auch klar, dass hier weiterhin noch viel Arbeit auf uns als Verband wartet um die Aufklärung was eSport ist weiter voranzutreiben.“

Rosige Zukunft

Wer Fan oder Teil des eSport ist, sollte sich von einer deutschen Studie nicht aus der Fassung bringen lassen. Die spiegelt weder den internationalen Trend noch das steigende Engagement vieler Länder oder die immer breiter werdende öffentliche Wahrnehmung wider. Vielleicht haben die Verantwortlichen, die sich so vehement gegen eSport wehren, ja einfach nur ein bisschen Angst vor Veränderung. Angst, ersetzt zu werden. Angst, Macht zu verlieren. Das alles ändert aber nichts daran, dass eSport rasant am Wachsen ist und Tag für Tag an Bedeutung und Zusehern gewinnt. Offizielle Anerkennung hin oder her: eSport is here and it’s here to stay.

Wenn ihr euch selbst für den eSport einsetzen oder Teil davon werden wollt, schaut doch auf der Webseite der A1 eSports League Austria vorbei!

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