Im Überblick: Alles zum Nokia 9 PureView mit Penta Kamera
Mit der PureView Serie hat Nokia in der Vergangenheit Smartphone-Geschichte geschrieben: Mit dem Nokia 808 PureView kam 2012 das erste Smartphone mit einem 41 Megapixel Sensor auf den Markt. Mit dem Lumia 920 PureView war man der erste Hersteller, der der Kamera einen optischen Bildstabilisator spendierte und das über exzellente Low-Light Fähigkeiten verfügte. Genau in diese Fußstapfen will HMD-Global mit dem neuen Nokia 9 PureView treten: Mit gleich 5 Kameras plus einem ToF Sensor an der Rückseite sollen Fotos in bisher unerreichter Qualität möglich sein. Im Preview alles über dieses ungewöhnliche Setup und alle sonstigen Besonderheiten des Nokia 9.
Nokia 9 PureView – 5 Kameras sagen mehr als eine. Oder zwei. Oder drei…
Heute kommt es bei Smartphones – besonders bei jenen der Oberklasse – fast nur mehr auf die verbaute Kamera an. Und hier gilt das Motto: Je mehr, desto besser. In dieser Hinsicht wundert es nicht, dass das neue Galaxy S10 gleich mit 3 Kameras bestückt ist. Oder das neue Huawei P30 Pro ebenfalls auf 3 Linsen setzt, wobei die Telelinse sogar mit einer für ein Smartphone unübertroffenen Brennweite von 125 mm ausgestattet ist. Jetzt also auch noch Nokia, diesmal sogar mit 5, genau genommen sogar 6 Kameras auf der Rückseite. Allerdings in einem gänzlich anderen Setup als Samsung und Huawei, die bei ihren Linsen auf unterschiedliche Brennweiten setzen.
Beim Nokia 9 PureView gibt es nämlich nur eine Brennweite – Kleinbild, also 27 mm. Und alle Kameras lösen mit 12 Megapixel bei ƒ/1,8 aus – zwei Sensoren erfassen die Umgebung in RGB (also Farbe), drei Sensoren in monchrom und beim sechsten Sensor handelt es sich um einen Time of Flight Chip – also einen dedizierten Chip, der nur für Tiefeninformationen zuständig ist. Drückt man auf den Auslöser, schießen alle 5 Kameras gleichzeitig ein Bild – aus diesen 5 Einzelbildern kombiniert mit den Daten des ToF-Sensors wird dann ein einzelnes, sogar in RAW (also unkomprimiert) verfügbares Bild erstellt.
Sample shots from the @nokia 9 PureView (these were shot in RAW and edited in Lightroom on the phone by professional photographers).
So. Excited. To. Test. This. Camera
What do you guys think? pic.twitter.com/WDClSkTxkW
— David Cogen (@theunlockr) 24. Februar 2019
Klingt aufwendig, ist es auch: Das Nokia 9 PureView verfügt zwar mit dem Qualcomm Snapdragon 845 Prozessor in Kombination mit einem eigens entwickelten Bildverarbeitungschip über ausreichend Rechenpower – die Erstellung einer einzelnen Aufnahme dauert dann aber trotzdem gut und gerne bis zu 10 Sekunden. Das Warten lohnt sich aber: Das Ergebnis sind Aufnahmen, die in Sachen Natürlichkeit, Dynamik und Details in der obersten Smartphone Liga mitspielen. Und da man neben der komprimierten JPEG Version auch über die RAW Version verfügt, können Bilder in Adobe Lightroom direkt am Smartphone sinnvoll bearbeitet werden. Anders als bei komprimierten Bildformaten geht im RAW Format nämlich keine Bildinformation verloren, in Folge dessen kann beispielsweise die Belichtung locker um 2-4 Blendenstufen erhöht werden ohne Kontrast oder Details zu verlieren.
Bild: slashgear.com
Das obere Bild zeigt eindrucksvoll, wie hoch die Qualität der Kombination der 5 durch den Bildprozessor gejagten Aufnahmen im Endergebnis sein kann: Das Bild ist extrem klar und scharf, ausgewogen belichtet und hat einen hohen Dynamikumfang. Ich habe bisher kaum bessere Smartphone-Aufnahmen gesehen und kann es daher kaum erwarten, die Kamera des Nokia 9 PureView selbst zu testen.
Das Nokia 9 PureView verfügt außerdem dank der 3 monchrom Sensoren über einen echten Schwarz/Weiss Modus – entsprechend natürlich wirken die Kontraste und Grauschattierungen, im Gegensatz zu Farbaufnahmen die digital einfach in Grauwerte umgewandelt werden. Der ToF Sensor identifiziert bis zu 1.200 Bildebenen in der Aufnahme, um im Nachhinein extrem viele Möglichkeiten zu haben den passenden Fokus für die Aufnahme zu finden.
Nokia 9 PureView – die übrigen Fakten
Neben der außergewöhnlichen Kamera kann das Nokia 9 PureView in der mittleren Oberklasse mitspielen: Den Takt gibt der letztjährige High-End Qualcomm Snapdragon 845 Prozessor vor, unterstützt wird er durch 6 GB RAM. Der interne Speicher wirkt mit 128 GB auf den ersten Blick groß – angesichts der Tatsache, dass man gerade mit diesem Smartphone Aufnahmen im speicherfressenden RAW Format erstellt, wird er allerdings schnell knapp. Da ist es relativ unverständlich, weshalb HMD Global seinem Flaggschiff keinen Micro-SD Card Slot spendiert hat. Klar: Via Google Photos können unendlich viele Bilder in die Cloud hochgeladen werden. Der Haken: Das gilt nicht für Bilder im RAW Format. Es bleibt einem also nichts anderes übrig, als immer wieder die Bilder am PC zu sichern.
Grafik: A1/Wolfgang Hammer
Das OLED-Display würde ich als solide bezeichnen: Es ist 6 Zoll groß, löst mit 1.440 x 2.880 Pixel (= 538 Pixel/Zoll) auf und unterstützt den HDR10+ Standard – Videos am Nokia 9 PureView sehen also entsprechend gestochen scharf, klar und farbenfroh aus. Über- und unterhalb des Displays gibt es recht große Ränder, daraus resultiert ein Display-Gehäuse Verhältnis von ca. 79,76 Prozent – schon klar, dass es beim Nokia 9 vorwiegend um Fotos geht, etwas weniger breite Ränder wären aber schön gewesen. Ins Display integriert ist ein optischer In-Screen Fingerabdrucksensor – dessen Performance sollte man lieber verschweigen, HMD-Global hätte lieber auf einen kapazitiven Sensor auf der Rückseite setzen sollen.
Wie schon bei fast allen Nokia Modellen setzt HMD-Global weiterhin auf eine enge Kooperation mit Google und nimmt am Android One Programm teil – nur Käufer eines Google Pixel Smartphones werden also ein besseres Android pur Erlebnis genießen als Nokia 9 Besitzer. Die einzig veränderte App ist die Kamera-Anwendung, ansonsten profitiert man von einem sehr aufgeräumten und übersichtlichen Menü, raschen Updates und natürlich der Gestensteuerung. An die muss man sich beim Nokia 9 übrigens gewöhnen, ein Umstieg auf die klassische Navigation ist nicht möglich.
Nokia 9 PureView – Fazit
Grafik: A1/Wolfgang Hammer
Wer seine Smartphone Kamera nur für den einen oder anderen schnellen Schnappschuss verwendet, sollte seine Finger vom Nokia 9 PureView lieber lassen. Der Potential des Penta-Kamera Smartphones entfaltet sich nämlich erst dann voll, wenn man sich darauf einlässt: Also genug Geduld dafür aufbringt, dass die Verarbeitung eines Fotos bis zu 10 Sekunden dauert. Und man sich dann auch noch via Adobe Lightroom mit allen möglichen Einstellungen spielt. Genau dann macht das Nokia 9 Pureview auch richtig viel Spaß – und spielt was die Qualität von Fotos betrifft locker in einer Liga mit Platzhirschen wie dem iPhone XS, dem Galaxy S10 oder dem P30 Pro mit. Der starke Prozessor, das gute Display und das pure Android-Feeling tragen außerdem dazu bei, dass man die Schwächen bei der Speichererweiterung, dem fehlerhaften Fingerabdrucksensor und die nicht vorhandene 3,5mm Klinke verzeiht. Das Nokia 9 PureView ist also vor allem etwas für Leute, die es mit der Smartphone Fotografie ernst meinen.
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