Im Test: Apple iPhone XR
Im Test das Apple iPhone XR: Kann die günstige Alternative zum iPhone XS mit seinem großen Bruder mithalten? Oder lohnt es sich, doch etwas mehr auszugeben und gleich das iPhone XS zu kaufen? Bei welchem Modell bekommt man mehr für sein Geld?
Lesedauer: ca. 5 Minuten | Die wichtigsten Eigenschaften im Überblick: Top Verarbeitung, großes & klares Display, hohe Ausdauer, extreme Leistung
Design | Display | Leistung | Software | Kamera | Akku | Fazit
Die günstige Alternative zum Apple iPhone XS wirkt gar nicht billig: Neben der Top Verarbeitung glänzt es vor allem durch extrem hohe Leistung und einer besseren Akku-Performance als sein großer Bruder. Im Gegensatz zu den High-End Smartphones anderer Hersteller kommt es nur mit einer einzelnen Hauptkamera – die überzeugt allerdings durch auch bei Dunkelheit klare und scharfe Aufnahmen.
Apple iPhone XR – Design
Grafik: A1/Wolfgang Hammer
Das Apple iPhone XR ist wuchtiger, als man denkt: Es bringt knapp 200 Gramm auf die Waage – das macht es sogar etwas schwerer als das größere Mate 20 Pro oder deutlich schwerer als das Galaxy S9. Und es ist 8,3 mm Tiefe spürbar tiefer als das iPhone 8 Plus oder das iPhone XS Max; das Mate 20 Pro ist zwar mit 8,6 mm noch etwas dicker, durch die zu den Rändern hin geschwungenen Kanten wirkt es im Vergleich allerdings um einiges schlanker.
Foto: A1/Wolfgang Hammer
Ist das ein echter Nachteil? Im Vergleich zu den zuvor genannten Modellen ist es nicht ganz so griffig, es liegt durch den abgerundeten Rahmen allerdings trotzdem sehr weich und angenehm in der Hand. Überhaupt ist das iPhone XR vor allem eines: Rund. Das liegt nicht nur am Aluminiumrahmen, sondern auch an den abgerundeten Ecken. Da das Display ebenfalls diesem Weg folgt, ergibt sich ein höchst wertiger und harmonischer Gesamteindruck. Ja, das iPhone XR ist ein sehr schönes Stück Technik!
Foto: A1/Wolfgang Hammer
An der Verarbeitung ist nichts auszusetzen: Die grenzt fast schon an Perfektion, von einem Premium Smartphone von Apple sollte man aber auch nichts anderes erwarten. Es gibt jedoch auch eine kleine Einschränkung: Während das iPhone XS (Max) über eine IP68 Zertifizierung verfügt (Schutz gegen Wasser für bis zu 30 Minuten und in einer Tiefe von bis zu 2 Metern) gibt es beim iPhone XR nur IP67 – also Wasser für bis zu 30 Minuten und in einer Tiefe von bis zu 1 Meter. In der Praxis hat man wohl eher mit Spritzwasser zu kämpfen, hier sollten sich also kaum Unterschiede bemerkbar machen.
Foto: A1/Wolfgang Hammer
Um drahtloses Laden zu ermöglichen, ist die Rückseite aus Glas – um welche Art Glas es sich handelt, verrät Apple leider nicht. Allerdings übersteht das iPhone XR Stürze um einiges besser als das teurere iPhone XS, wie Stiftung Warentest im Falltest herausgefunden hat. Übrigens ist das iPhone XR auch was die Farbvarianten betrifft vielseitiger als sein Schwestermodell: Mit blau, weiß, schwarz, gelb, koralle und product Red stehen gleich 6 unterschiedliche Farben zur Verfügung, beim iPhone XS gibt es nur drei Varianten.
Apple iPhone XR – Display
Beim im Apple Marketing-Sprech genannten Liquid Retina HD Display handelt es sich um ein IPS-LCD Panel bei einer Auflösung von 1.792 x 828 Pixel, also 326 Pixel pro Zoll. Damit liegt die Auflösung in etwa auf einem Level mit dem iPhone 4, auch das iPhone 8 bietet mit 401 Pixel/Zoll mehr Auflösung. Daraus folgt, dass Videos in FullHD mit dem iPhone XR nicht in nativer Auflösung angesehen werden können. Auch 3D-Touch wird vom iPhone XR nicht unterstützt.
Foto: A1/Wolfgang Hammer
Diese Minus Punkte werden allerdings durch die extrem natürliche und klare Bildwiedergabe wettgemacht. Anscheinend sitzt das Display direkt unterhalb des Deckglases, Inhalte wirken dadurch wie gedruckt. Dank TrueTone Technologie passt sich der Weißabgleich an das Umgebungslicht an – das stärkt zusätzlich den exzellenten Eindruck. Nur wenn man aus etwa 5 cm Abstand auf den Bildschirm schaut, kann man einzelne Pixel erahnen. Bei normalem Betrachtungsabstand sind hingegen keine Unterschiede zu höher aufgelösten Modellen sichtbar. Typisch für IPS-LCD ist übrigens auch die hervorragende Darstellung ohne Farbstiche oder merkbare Helligkeitsverluste aus flachen Blickwinkeln, auch beim iPhone XR gibt es daran nichts auszusetzen.
Wirklich randlos ist das Display allerdings nicht – mit einem Gehäuse-Display Verhältnis von 79,24 Prozent liegt es eher im Mittelfeld. Schuld daran ist einerseits der recht breite Notch (breiter als beim iPhone XS). Andererseits auch die zu den Seiten hin doch sehr breiten Ränder. Samsung und Huawei lösen das mit ihren geschwungenen Displays wesentlich besser. Nichtsdestotrotz handelt es sich beim Display um eines der besten IPS-LCD Screens am Markt.
Apple iPhone XR – Leistung
Bei den neuen Apple iPhone Modellen kommt erstmals bei einem Smartphone ein Chip zum Einsatz, der im neuen 7nm Verfahren gefertigt wurde – soll heißen: Mehr Transistoren auf gleicher Fläche bei entsprechend mehr Operationen in derselben Zeit. Ganz konkret arbeiten im A12 Bionic Chip 2 Hochleistungskerne bei 2.500 MHz und 4 Effizienzkerne bei 1.590 MHz. Die ersten beiden sind im Vergleich zum Vorgängermodell um 15 Prozent stärker, während die Effizienzkerne gleich um 50 Prozent stromsparender arbeiten. Im iPhone XR sind außerdem 3 GB RAM verbaut, das iPhone XS bringt es auf etwas größere 4 GB.
Grafik: A1/Wolfgang Hammer
In nackten Leistungszahlen bedeutet das: Das iPhone XR ist richtig schnell – und zwar so schnell, dass die gesamte Android Konkurrenz klar in den Schatten gestellt wird. Und das schöne ist, dass man hier zum iPhone XS keine Abstriche machen muss, im iPhone XR ist exakt derselbe Chipsatz verbaut. Neben dem schnelleren Prozessor hat auch die Neural-Engine, also der dedizierte Chip für künstliche Intelligenz, ein Upgrade erhalten. Das merkt man im Alltag am schnelleren FaceID, der besseren AI Unterstützung der Kamera und bei Augmented Reality Anwendungen. Spielen, Multitasking und alle anderen aufwendigen Anwendungen sind am iPhone XR ein Genuss – kein Wunder, ein schnelleres Smartphone gibt es derzeit ganz einfach nicht.
Apple iPhone XR – Software & Features
Das iPhone XR kommt natürlich so wie jedes andere iPhone Modell mit iOS – derzeit in Version 12. Gegenüber Android hat iOS 12 viele Vorteile. Da wäre zum Beispiel der lange Support: Während bei Android Updates nach zwei Jahren eine seltene Ausnahme bilden, werden iPhones in der Regel um die 5 Jahren mit Updates versorgt. Andererseits die perfekte Anpassung der Software an die Hardware, da iOS ein geschlossenes System bildet und nicht für zig-Hersteller verändert werden muss.
Foto: A1/Wolfgang Hammer
Am iPhone XR sind dank iOS 12 natürlich dieselben neuen Features nutzbar wie am iPhone XS: Also ein Haufen neuer Emojis & Animoji, die Möglichkeit sich seinen eigenen Animoji selbst zu erstellen (der heißt dann Memoji), Bildschirmzeit, das neue Benachrichtigungszentrum mit Gruppierungsfunktion und so weiter. Eine detaillierte Liste aller Neuerungen unter iOS 12 gibt es hier.
Apple iPhone XR – Kamera
Im Gegensatz zu den iPhone XS Modellen gibt es beim iPhone XR nur eine Hauptkamera auf der Rückseite. Die löst mit 12 Megapixel bei ƒ/1,8 und einer Brennweite von 26 mm (Kleinbild) aus. Darüber hinaus verfügt sie über einen optischen Bildstabilisator und unterstützt „Smart-HDR“ – das soll bei starken Kontrasten für bessere Aufnahmen, also mehr Details und Farbenvielfalt sorgen.
Foto: A1/Wolfgang Hammer
In der Praxis erweist sich die Kamera trotz des „simplen“ Setups sehr vielseitig: Der Phasenvergleichsautofokus arbeitet extrem schnell und akkurat, selbst bei Dunkelheit wird der optimale Fokus sehr schnell erkannt. Dank großer 1,4 µm Pixel halten sich bei schlechtem Licht rauschen und andere Bildfehler in Grenzen, ganz im Gegenteil erscheinen beleuchtete Objekte nicht überstrahlt sondern ausgewogen und realistisch. Ähnliches gilt für Farben, die der Chip sehr natürlich und ausgewogen verarbeitet.
Foto: A1/Wolfgang Hammer
Da dem iPhone XR die Dual Kamera fehlt, muss der derzeit sehr gefragte Bokeh-Modus via Algorithmus errechnet werden. Nachdem ein Foto im Portraitmodus geschossen wurde, lässt sich der Grad der Unschärfe im Hintergrund verändern. Das funktioniert in vielen Fällen recht gut, manchmal jedoch werden Teile des Motivs wie Haare nicht korrekt erkannt und fälschlicherweise ebenfalls unscharf maskiert. In so einem Fall bleibt einem nichts anderes übrig, als die Aufnahme erneut zu machen und auf ein besseres Ergebnis zu hoffen. Bei Smartphones mit Dual Kamera klappt das deutlich besser.
Apple iPhone XR – Akku
Das iPhone XR verfügt über eine 2.942 mAh Akku – in Zeiten immer größerer Displays und mehr Leistung klingt das nicht gerade üppig. Allerdings schlägt sich die Ausdauer besser, als man denkt: Beim GFXBench Akku Test kommt das Modell auf 366 Minuten, also knapp über 7 Stunden – bei voller Display Helligkeit und Auslastung. Zum Vergleich: Das Huawei Mate 20 Pro kommt mit seinem 4.200 mAh Akku im selben Test auf 566 Minuten. Der Clou ist aber, dass das iPhone XR länger durchhält als sein großer Bruder iPhone XS – das gibt selbst Apple auf seinen Produktseiten offen zu. In der Praxis kommt man mit dem Smartphone sehr gut durch den Tag.
Ein großes Minus gibt es aber für die Ladedauer: Ein Mal von 0 auf 100 dauert fast 2 Stunden und 30 Minuten. Schuld daran ist das schwache Netzteil, das im Lieferumfang dabei ist. Obwohl das iPhone XR Fast Charging unterstützt, muss Apple typisch nämlich ein Schnellladegerät um teures Geld extra dazu erworben werden. Andere Hersteller wie Huawei legen ein solches kostenlos dem Lieferumfang bei. Immerhin verkürzt sich damit die Ladedauer in etwa um die Hälfte.
Apple iPhone XR – Fazit
Die größte Überraschung beim Test des Apple iPhone XR war für mich die Kamera: In Zeiten, in denen High-End Smartphones mit mindestens zwei Hauptkameras bestückt sind, würde man auf den ersten Blick das Single-Lens Setup vom iPhone XR als wenig vielversprechend ansehen. Ganz im Gegenteil lässt die Linse aber kaum etwas zu wünschen übrig, überzeugt durch sehr gute Low-Light Fähigkeiten und einen guten Portrait Modus. Eine zweite Linse vermisst man eigentlich nur bei Zoom-Aufnahmen, ein digitales Tele kommt einfach nicht an die Qualität einer dedizierten Linse heran.
Grafik: A1/Wolfgang Hammer
Was die Leistung betrifft, spielt das iPhone XR sowieso in einer eigenen Liga. Und das Display ist trotz der geringen Auflösung extrem gut geworden, vor allem was Lesbarkeit und Klarheit betrifft ist Apple hier tatsächlich eines der besten am Markt erhältlichen IPS-LCD Panels gelungen. Schade nur, dass man den künstlichen Nachteil der Auflösung gegenüber dem iPhone XS geschaffen hat – mir ist schon klar, dass es eine Rechtfertigung für den höheren Preis des iPhone XS geben muss. Meiner Meinung nach wäre es besser gewesen, statt dessen etwas an der Leistung oder an den Materialien zu sparen. Die Frage aller Fragen für Kaufinteressierte lautet aber: Soll es das iPhone XS oder XR sein? Wer leichte Abstriche beim Display in Kauf nehmen kann, sollte sich aufgrund des deutlich günstigeren Preises definitiv für das XR entscheiden.
Apple iPhone XR – technische Daten
- Abmessungen: 150,9 x 75,7 x 8,3 mm | 194 Gramm
- Betriebssystem: iOS 12.1
- Display: 6,1 Zoll = 155 mm IPS-LCD Display bei 1.792 x 828 Pixel = 326 ppi
- Kamera: 12 Megapixel ƒ/1,8 | OIS | Smart HDR | 4K @ 60 Frames/Sekunde | Frontkamera 7 Megapixel ƒ/2,2
- Prozessor: Apple Bionic A12 mit Neural Engine – Hexa-core, 2.490 MHz, 64-bit, 7 nm
- Speicher: 3 GB RAM; 64/128/256 GB interner Speicher – nicht erweiterbar
- Akku: Li-Ionen mit 2.942 mAh – nicht wechselbar, Schnellladen, Wireless Charging
- Konnektivität: GSM/EDGE/UMTS/LTE, WLAN 802.11 a, b, g, n, ac, dual-band, Bluetooth 5.0
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