Die Sendung mit der „Wilde(n) Maus“ – Gedanken zu Josef Haders neuestem filmischen Streich!

Kennen Sie Josef Hader? Es gibt wohl keinen Österreicher, der die Frage verneinen kann. Der Kabarettist, Drehbuchautor und Schauspieler verdient das Gütesiegel „Kult“. Speziell seine Reise nach „Indien“ mit Alfred Dorfer ist Teil des kollektiven Gedächtnisses, während ich persönlich seine intimen Einblicke ins Leben der „Topfpflanzen“ sehr schätze. Als Brenner steckt er seine Nase dorthin, wo es stinkt, sehr zum Gefallen der Zuseher.

Georg: „Es wird Leserproteste geben“

Waller: „Glaub‘ ich nicht. Ihre Leser sind zum Großteil schon tot!“

Hader bleibt Hader und überrascht dennoch!

Wer erfolgreich ist, wagt auch gern einmal was Neues; oder einfach mal was Neues, weil es Spaß macht. So erleben wir mit „Wilde Maus“ einen Film von, mit und sicherlich zu einem gewissen Maße auch für das Multitalent: Der Regisseur und Drehbuchautor Hader bürdet dem Schauspieler allerdings einiges auf, wie zum Beispiel in Boxershorts und Schuhen durch den Schnee zu laufen.

Zunächst habe ich mich gefragt: Schafft er den Spagat als Regienovize UND Hauptdarsteller oder wünscht man ihn sich zurück zu den schauspielerischen Leisten des Schusters?

Vor der Kamera gibt es keine Überraschungen, sondern wir erleben den Darsteller wie wir ihn kennen und lieben. Der Regisseur Hader überrascht. Gelungene Dialoge, spielfreudige Kollegen, Gespür für Szenenaufbau und gelungener Einsatz von Musik, Licht & Stimmungen.

Was treibt diese Maus?

Mit Leib und Seele ist Georg Musikliebhaber und Musikkritiker bei einer Zeitung. Allerdings gibt es gleich zu Beginn ein böses Erwachen. Aus Ersparnisgründen wird er von seinem deutschen Chef gekündigt. Sein Leben gerät mit einem Schlag aus den Fugen. Zwischen verschwiegener Arbeitslosigkeit, Kinderwunsch seiner Frau, Beziehungsproblemen seines neuen Freundes Erich und dem Schmieden von Racheplänen beginnt eine turbulente Achterbahnfahrt namens Leben.

Wie wilde Mäuse nun mal sind

Hader erzählt Georgs Geschichte in lakonischen Tönen und mit subtilen, schwarzen Humor. So schlägt das Herz des entlassenen Journalisten für klassische Musik, die Hader geschickt für die Untermalung seiner klassischen Themen verwendet: Wut, Ärger, Beziehung zwischen Mann und Frau und der Wunsch nach Rache an seinem Vorgesetzten.

Hand in Hand mit den klassischen Themen schwingt die Angst des Älterwerdens mit. Ein weiteres Stilmittel, aus dem sich die Spannung des Films ableitet, ist die Kommunikationsunvermögen der einzelnen Figuren.

Georg kann mit seiner Frau Johanna nicht über ihren Kinderwunsch reden und seine plötzliche Arbeitslosigkeit verschweigt er ihr, obwohl sie beruflich als Therapeutin arbeitet. Wenn die beiden sich begegnen steht das Verheimlichen, Nicht-zu-Hören und Schweigen im Vordergrund. Auch Georgs neuer Freund Erich kann und will mit seiner rumänischen Freundin reden. Die rumänisch-deutsche Sprachbarriere können beide nicht überwinden und Erich gibt unverblümt zu, dass er gar nicht mehr reden will, da ihm seine letzte Freundin das Herz gebrochen hat.

Einzig der proletarische Erich und der künstlerische Georg haben den passenden Draht zu einander und können ohne Vorbehalte über alles reden. Und so ist die „Wilde Maus“ auch eine Geschichte über Freundschaft, die durch Dick und Dünn geht.

So ernst die Themen auch sind, dank Haders humorvoller Verpackung darf und soll geschmunzelt und gelacht werden. Der Regisseur wünscht es sich sicher!

Euer Philipp

PS: Ab sofort gibt es die Wilde Maus in der A1 Videothek.

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