Smartwatch auf dem Prüfstand: Die Samsung Gear S3 im Test
Die IFA in Berlin war nicht nur Bühne für die Vorstellung neuer Smartphones. Daneben wurden auch eine Menge Gadgets und Wearables vorgestellt – darunter natürlich auch zahlreiche neue Smart Watches, die in den letzten Jahren zwar nicht für raketenhafte Absatzzahlen, aber doch immer wieder für Aufsehen sorgten. So nutzte auch Samsung die Bühne, um seine neuen Uhren – die Galaxy Gear S3 classic und die Galaxy Gear S3 frontier – vorzustellen. Für die A1 Blog Redaktion konnten wir eine heißbegehrte Galaxy Gear S3 classic zum Test ergattern. Kann die Samsung Watch dem Platzhirsch Apple Watch das Wasser reichen? Am A1 Blog haben wir den Test gemacht.
Runde Sache: Die Apple Watch wirkt gegenüber der Samsung Galaxy Gear S3 richtig klein | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Design
Für welches Ziffernblatt man sich entscheidet, ist jedem selbst überlassen | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Auf wen Samsung mit der Gear S3 abzielt, ist gleich auf den ersten Blick ersichtlich: Durch ihre recht großen Abmessungen passt sie eher auf männliche Handgelenke. Das Lederarmband ist immerhin 22 Millimeter breit, die Uhr an sich ist mit den Abmessungen 46,1 x 49,1 x 12,9 mm ziemlich groß geworden. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits sind durch die Größe des Displays alle Inhalte sehr gut ablesbar und der Bildschirm dadurch auch sehr gut zu bedienen. Außerdem kann durch die recht hohe Tiefe ein leistungsstarker Akku eingebaut werden – gerade bei Smart Watches ein nicht zu unterschätzender Vorteil, da niemand seine Uhr gerne täglich ans Ladegerät hängt. Im Test bin ich locker 3 Tage mit einer Ladung durchgekommen. Der Nachteil ist, dass die Uhr auf zierlichen Handgelenken überdimensioniert aussieht – die Gear S3 ist also ganz klar Männersache, auf deren Handgelenken sieht sie auch entsprechend gut aus.
Via drehbarer Lünette lässt sich’s komfortabel durchs Menü scrollen | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Die Samsung Gear S3 verfügt über 3 physische Bedienmöglichkeiten: Einerseits die beiden Kronen, von denen eine als Homebutton und die andere als Zurück-Button funktioniert. Und andererseits die drehbare Lünette, mit der durchs Menü gescrollt werden kann. Die ist übrigens richtig gut gelungen, durch die geriffelte Oberfläche rutscht man nicht ab und kann sehr angenehm durchs Menü navigieren.
Groß, aber gut: Die Samsung Galaxy Gear S3 | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Durch ihre Größe und ihr Gewicht wirkt die Gear S3 extrem wertig: Sie ist aus rostfreiem Stahl gefertigt, meiner Meinung nach müsste sie auch so manchen Sturz problemlos überleben können. Durch die IP 68 Zertifizierung ist die Uhr übrigens auch für kurze Tauchgänge geeignet, wiewohl man das bei einer Uhr mit Lederarmband wie der Gear S3 classic eher lassen sollte. Bedenken sollte man außerdem, dass sie für höchstens 30 Minuten max. 1,5 Meter Wassertiefe ausgesetzt werden darf.
Display
Das meiner Meinung nach beste Smart Watch Display befindet sich auf der Gear S3 | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Auf der Gear S3 kommt ein 1,3 Zoll großes AMOLED Display mit einer Auflösung von 360 x 360 Pixel zum Einsatz. Umgerechnet auf die Pixeldichte sind das 278 ppi – vollkommen ausreichend also für die Betrachtung aus normalem Abstand. Bei genauerem Hinsehen werden aber mitunter einzelne Pixel sichtbar. Ein großes Plus gibt es aber für den Umstand, dass die Samsung Gear S3 Antialiasing unterstützt – Gaming erprobte Leser werden wissen, was das bedeutet: Kanten werden geglättet, daher werden alle gekrümmten Linien (und derer gibt es auf einer Uhr viele) geglättet. Dadurch wirken Ziffernblätter beinahe wie aufgedruckt, alle Inhalte wirken scharf und nicht ausgefranst, wie es mitunter bei anderen Smartwatches der Fall ist. Es sieht mehr aus wie elektronische Tinte, wie man es von E-Book Readern kennt. Ein besseres Smartwatch Display ist mir noch nicht untergekommen.
Funktionen
Das Wearable ist mit allem ausgestattet, was man sich von einer Uhr nur wünschen kann: Beschleunigungssensor, Lagesensor, Höhenmesser, Barometer, Pulsmesser und Umgebungslichtsensor. Außerdem mit dabei sind ein integriertes Mikrofon fürs Telefonieren und Sprachbefehle und natürlich auch ein Lautsprecher – Musik hören und Telefonate führen kann man nämlich auch direkt über die Uhr. GPS ist natürlich auch mit an Bord. Somit kann die Uhr für das Tracking während eines Workouts auch problemlos ohne Smartphone genutzt werden.
Die Samsung Gear App ist die Kontrollzentrum der Uhr | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Alle Einstellungen werden direkt auf der Uhr oder via Samsung Gear App vorgenommen. Dabei spielt es keine Rolle, welches Samsung Smartphone man verwendet – eine Liste aller kompatiblen Samsung Smartphones gibt es hier. Außerdem funktioniert die Uhr auf allen anderen Android Smartphones ab Android Version 4 und mindestens 1,5 GB Arbeitsspeicher. Zudem ist es ein offenes Geheimnis, dass Samsung auch an einer Gear App für das iPhone arbeitet, somit könnte Samsung bald in feindlichen Gewässern fischen. Wann genau die Uhr auch mit dem Apple iPhone funktionieren wird, ist noch offen.
Funktionen und Einstellungen lassen sich auch via Lünette oder Wischgesten auf der Uhr sehr komfortabel einstellen. Interessantes Detail am Rande ist, dass auf der Uhr entgegen den Wearables vieler anderer Hersteller nicht Android, sondern Samsungs eigenes Betriebssystem Tizen läuft. Das ist entsprechend gut an den Exynos Prozessor in der Uhr angepasst: Alle Eingaben arbeiten flott und akkurat, Hänger sind mir zu keinem Zeitpunkt aufgefallen. Einzig die Spracheingabe für Textnachrichten könnte besser funktionieren, andererseits sorgt es immerhin für Erheiterung wenn Gesprochenes derart falsch erfasst wird.
Via App lassen sich alle Einstellungen und das Erscheinungsbild der Uhr steuern | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Dem Prozessor stehen 768 MB Arbeitsspeicher und 4 GB interner Speicher zur Verfügung, von dem ca. die Hälfte dem User frei zur Verfügung steht. Der lassen sich zum Beispiel mit Apps, Audiodateien oder auch Fotos füllen – über die Sinnhaftigkeit des letzten Punkts lässt sich streiten. Audiodateien haben allerdings den Vorteil, dass sie entweder direkt auf der Uhr abgespielt werden können. Oder man koppelt die Uhr mit Bluetooth Kopfhörern, dann kann man sein Smartphone beim Joggen getrost zu Hause lassen. Interessant sind natürlich auch die Apps. Via Galaxy App Store stehen hunderte Watch-Faces und über 10.000 Gear S3 Apps zur Verfügung. Von Spotify über Rechner Apps, Stoppuhren, Kamera Apps (die Uhr als Fernauslöser verwenden) oder auch Spiele wie Fruit Ninja.
Was ich bei der Uhr aber am besten fand, ist die reibungslose Verbindung mit dem Smartphone. Sämtliche Benachrichtigungen, sei es von Messenger Diensten, Anrufen, Terminen oder E-Mails werden problemlos auf die Uhr gepusht. Während des Tests habe ich das Smartphone also meistens in der Hosentasche gelassen, der Blick auf die Uhr hat vollkommen ausgereicht. Da man via Spracheingabe oder alternativ auch via klassischer Texteingabe auf alle schriftlichen Benachrichtigungen antworten kann, benötigt man dafür nicht einmal mehr sein Smartphone.
Kann im Notfall Leben retten – die SOS-Funktion | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Übrigens sorgt die Uhr auch für Notfälle aller Art vor: Dreimaliges Betätigen der unteren Krone setzt automatisch einen Notruf samt Positionsangabe ab. An welche Kontakte dieser Notruf geht, legt man selbst in den Einstellungen fest.
Fitness Tracking
Via S-Health werden sämtliche Bewegungsdaten kontinuierlich aufgezeichnet – also zurückgelegte Strecke, Pulsmessungen, Schritte, Etagen und so weiter. Sollte man mit einem bestimmten Workout beginnen, erkennt das die Uhr automatisch: Selbstverständlich kann man trotzdem auch selbst die Trainingseinheit auswählen. Die Aufzeichnung läuft dabei tadellos, via S-Health App lässt sich jedes Workout bis ins Detail aufzeichnen und auswerten.
Akku
Obwohl ich also sehr viele meiner täglichen Aufgaben via Smart Watch erledigt habe, hat sich der Akku erstaunlich lange gehalten. Konkret wird die Samsung Gear S3 von einem 380 mAh Akku angetrieben. Der hat meinen 3-Tages-Test problemlos überstanden, ich hatte sogar noch ca. 34 Prozent Restladung, es hätte also auch noch für einen vierten Tag gereicht. Die Ladung erfolgt dann kabellos via Ladedock – es dauert ca. eine Stunde, bis der Akku wieder voll einsatzbereit ist.
Fazit
Was die Apple Watch für das iPhone ist, ist die Samsung Galaxy Gear S3 für das Androidg Smartphones: Eine komplettere Smartwatch gibt es meiner Meinung nach in der Android Welt bislang nicht. Sie ist sowohl fürs sportliche Workout, als auch für den Alltag und für Business eine gute Ergänzung fürs Smartphone. Eindeutig klar ist, an wen sich Samsung mit der Uhr richtet: Vor allem an das männliche Publikum, das Design spricht in dieser Hinsicht eine klare Sprache.
Die Apple Watch bekommt starke Konkurrenz – die Galaxy Gear S3 ist die kompletteste Smartwatch am Markt | Foto: A1/Wolfgang Hammer
Wer sich also nicht mit irgendeiner Smartwatch, sondern für die derzeit mit der Apple Watch beste entscheiden möchte, liegt mit der Gear S3 richtig. Von allen Smartwatches, die ich bisher testen konnte ist sie die bisher kompletteste und kommt auch vom Aussehen her an eine Uhr am nächsten. Das Display ist meiner Meinung nach unübertroffen und gefällt mir sogar noch besser als das der Apple Watch. Bleibt nur die Frage, ob man ein Smartphone am Handgelenk überhaupt benötigt: Das soll jeder für sich entscheiden. Ausprobiert sollte man es aber schon mal haben. Die Galaxy Gear S3 gibt es um 400 Euro in einem A1 Shop in deiner Nähe.
Die technischen Daten im Überblick
- Abmessungen: 46 x 49 x 12,9 mm | 62 Gramm | 22 mm Armband
- Betriebssystem: Tizen 2.3.2
- Display: 1,3 Zoll AMOLED Display bei 360 x 360 Pixel, Kantenglättung
- Prozessor: Exynos Dual Core Prozessor bei 2 x 1,0 GHz
- Speicher: 768 MB RAM, 4 GB interner Speicher
- Akku: Li-Ionen mit 380 mAh – Wireless Charging
- Konnektivität: Bluetooth 4.2, WiFi, GPS/Glonass, NFC
- Besonderheiten: Mikrofon, Lautsprecher; Sensoren: Beschleunigungsmesser, Lagesensor, Barometer, Pulsmesser, Umgebungslichtsensor
Thomas
Hallo zusammen, ich habe die S3 frontier gestern auch bekommen, doch leider ist die gear app beim Download über samsung „for other android devices“ nicht mit dem Oneplus-2 kompatibel. Auch ein workaround lässt am Ende die App laufen, aber die devices connecten nicht. So exotisch ist oneplus doch nicht `? Oder hat jemand das Problem gelöst ?
Felix Stoisser
Hallo Thomas,
stelle dein Anliegen doch bitte in der A1 Community: https://www.a1community.net/
Ich habe gerade kein OnePlus bei der Hand um das Problem reproduzieren zu können.
Wünsch dir noch einen angenehmen Tag & LG,
Felix
Koenig Nicola
Nach diesem tollen Bericht ist es mir immer noch ein völliges Rätsel, wie ich die Uhrzeit manuell einstellen kann.
Fazit: Dieser Bericht ist absolut WERTLOS!!!
Felix Stoisser
Hallo Nicola,
schade wenn du diesen Eindruck gewonnen hast, da mein Kollege doch versucht hat ins Detail zu gehen.
Gehe bitte in die Einstellungen > Device/Gerät > Datum & Uhrzeit und deaktiviere die Automatik. Dann kannst du dir die Uhrzeit manuell einstellen.
Wünsche dir noch einen schönen Tag & LG,
Felix
Thomas G.
Hello 🙂
Hast du in deinem Test auch den Akku-Verbrauch bei Verwendung der Always On Funktion ausprobiert?
Nutze meine S3 mit dem Always On Display (ansonsten hätte es ja keine Uhr-Funktion) und ich muss am 2. Tag Abends die Uhr aufladen bei 15%. Also von den 3 Tagen bin ich weitestens entfernt.
LG,
Thomas
Isabella Paul
Hi Thomas,
Wolfgang ist momentan nicht da und kann dir leider nicht persönlich antworten. Aber unser Community Tester wird die Gear S3 auch ordentlich auf Herz und Nieren überprüfen – wir sind schon auf das Ergebnis gespannt.
Liebe Grüße,
Isabella
Wolfgang Hammer
Hallo Patrik, am besten fragst du mal beim Samsung Support nach! lg Wolfgang
Patrik Lange
Die Kopplung mit Samsung Gerät s3 geht nicht mit oneplus 2.
Bitte asap. Abhilfe schaffen. Danke
Wolfgang Hammer
Hi Thomas, vielen Dank ;)! @Samsung Pay: Habe ich nicht getestet, da es diesen Dienst in AUT nicht gibt :)! lg Wolfgang
Thomas Plöchl
Servus und danke fürs tolle Review!
Eine Frage hab ich jedoch noch: Die Gear S3 verfügt ja über Samsung Pay. Funktioniert dieser Service auch in Österreich und wenn ja, auch ohne Galaxy Gerät? (Besitze ein Oneplus 2)