Tipps für Eltern: Fake-Profile und das Kennenlernen im Netz
Das „Kennenlernen im Internet“ löst gerade für die Eltern älterer Kids großes Unbehagen aus. Gerade erst kürzlich sorgte der Fall „Paul“ in der Schweiz für Aufregung und Betroffenheit. Ein 12-jähriger Bub gab in einem der zahlreichen Minecraft-Foren persönliche Details bekannt (Name, Alter, Adresse, Schule, Interessen, usw.) und lernte in einem Chat seinen vermeintlichen Entführer kennen. Danach galt er Tage lang als vermisst und wurde schließlich in einer Düsseldorfer Wohnung gefunden. Die genauen Hintergründe und Details zu dem Fall sind noch nicht bekannt.
Viele Eltern sind nun verständlicherweise geschockt. Wie leicht kann so etwas passieren? Ist mein Kind auch gefährdet, mit einem Entführer zu chatten? Warum sind unsere Kids & Jugendliche überhaupt so interessiert daran, jemanden über das Internet kennenzulernen? Solche Fragen tauchen auf und beschäftigen viele von uns.
Was steckt dahinter?
Um das „Kennenlernen“ zu verstehen, dürfen wir uns selber in unsere Kindheit zurückversetzen. Fanden wir nicht auch einen gewissen Reiz an „Brieffreundschaften“? Dachten wir jemals daran, dass sich dahinter vielleicht jemand ganz anderer verstecken könnte als „Marlene, 12 Jahre aus Salzburg“? Genauso ist es bei unseren Kindern. Sie sind neugierig, wen man abseits des bekannten Freundeskreises aus der Schule oder aus der näheren Umgebung sonst noch kennenlernen kann. Und das ist heute natürlich viel einfacher als damals mit den Brieffreundschaften. Ein paar Klicks und schon ist unser Foto hochgeladen und persönliche Details sind für alle Chatbesucher zu sehen. Möglicherweise stecken unsere Kinder auch gerade in einer Phase, in der momentan nicht die „richtigen“ Freunde in ihrem Umfeld sind. Wenn zum Beispiel gerade kein „ebenbürtiger“ oder genauso versessener Minecraft-Spieler darunter ist, dann wird eben im Internet nach Gleichgesinnten gesucht.
Was kann ich tun?
Grundsätzlich muss uns bewusst sein, dass der Großteil der 14- bis 15-Jährigen ein echtes Profil von einem Fake-Profil (möglicherweise der pädophile Mann) unterscheiden kann. Die verwendeten Ausdrücke, Codes, der sprachliche Umgang – all das entlarvt die Fake-Profile, denn die Kids durchschauen viel viel mehr als wir und sind letztendlich wahre „Meister“ darin, solche Täuschungen zu erkennen.
Aber reicht uns das zur Beruhigung? Eher nicht. Sollten Internetspiele wie Minecraft generell verboten werden? Das ist wohl auch nicht die Lösung – die Kids würden dann ziemlich sicher „heimlich“ spielen und den „nervigen und strengen“ Eltern somit gar nichts mehr erzählen. Besser ist es, mit den Kindern darüber zu reden und solche Gefahren offen anzusprechen. Außerdem ist das auch eine gute Gelegenheit, um sich für die Spiele der Kinder genauer zu interessieren und mehr davon zu erfahren. Minecraft zum Beispiel ist ein wirklich gutes Spiel, bei dem die Kids vieles entdecken können und wenn sie gemeinsam ein paar Regeln dazu aufstellen, können hier durchaus positive Lerneffekte erzielt werden.
Wie immer ist es besonders wichtig, einige Grundregeln zu beachten, wie zum Beispiel:
- Niemals persönliche Daten in Social Media, Chats, Foren, usw. bekanntgeben
- In Chats am besten Fantasienamen verwenden
- Keine persönlichen Geheimnisse preisgeben
- Unterhaltungen im Chat sofort abbrechen bei komischen Gefühlen oder Belästigungen
- Nicht alles glauben, was im Internet erzählt oder geschrieben wird
Komm zur Infoveranstaltung
Ihr wollt mehr Informationen zum Thema Fake-Profile oder generell zur Sicherheit im Netz? Die Teams von saferinternet.at, dem Kinderbüro der Uni Wien und „A1 Internet für Alle“ bieten regelmäßige Infoveranstaltungen für Eltern an – die nächste findet im Rahmen der Kinderuni Wien am Mittwoch, 13. Juli 2016, 14:00 – 15:30 Uhr beim InfoPoint der KinderuniWissenschaft, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien, statt. Das Angebot ist kostenlos – bei Interesse gleich anmelden:
https://a1internetfueralle.at/sicherheitstipps/informationsabende-fuer-eltern/
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