Elternkarenz auch zur Männersache machen
Nach der Geburt meiner Tochter ging ich für 4 Wochen in Papamonat – eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Leider ist für viele (werdende) Väter nicht nur bei A1 Elternkarenz nach wie vor ein Fremdwort. Bei einer Veranstaltung des A1 Frauennetzwerks „Women Matter“ zum Thema Männerkarenz wollte ich herausfinden, welche Gründe das hat und was es braucht, damit Elternkarenz für Männer nicht länger ein Fremdwort bleibt.
V.l.n.r.:Ana Simic, Nina Leindecker-Purrer, Margarete Schramböck, Barida Monshi, Sabine Bothe
In der Einleitung betonte die neue A1 CEO Margarete Schramböck, dass Diversität ein wichtiges Asset für ein Unternehmen darstellt. Bereits viele große Unternehmen wie IBM, Xerox, HP und seit kurzem auch A1 haben Frauen an ihrer Führungsspitze – das hat natürlich Vorbildwirkung, die bei A1 gefördert werden soll. In anderen Ländern – vor allem in Skandinavien – ist das bereits selbstverständlich. Dazu braucht es neben dem persönlichen Engagement Rahmenbedingungen, die helfen Familie und Beruf besser zu vereinbaren und so gleiche Chancen für alle zu ermöglichen.
Schnell kristallisierten sich die Punkte heraus, die viele Männer als Hindernis für eine Elternkarenz angeben. Für die meisten stellen die Finanzen eine Herausforderung dar, für viele schwerer wiegt aber die Akzeptanz ihrer Kollegen: Es müsse vor allem am Mindset der Führungskräfte gearbeitet werden, damit Karenz nicht mehr als Karrierebremse gesehen wird. Wenn der temporäre Abgang gut geplant und mit allen KollegInnen abgestimmt ist, sollte auch eine längere Abwesenheit keinerlei Rückschläge bei der Karriereplanung bedeuten. Eine Elternkarenz kann sich ganz im Gegenteil sogar als Karriere-Boost herausstellen: Viele nutzen die Abwesenheit für Weiterbildung, ganz abgesehen von der charakterlichen Weiterentwicklung die man automatisch bekommt, sobald man sich rund um die Uhr seinem Kind widmet.
Für A1 rechnet sich ein familienfreundliches Arbeitsumfeld in mehrerlei Hinsicht. A1 möchte diverse Teams – das bringt bessere Ergebnisse, die MitarbeiterInnen fühlen sich wohler, das sorgt für geringere Krankenstände und Fehlzeiten. Dem Unternehmen ist aber auch klar, dass es dazu einerseits Vorbilder braucht (mehr männliche Führungskräfte in Elternkarenz), andererseits die Rahmenbedingungen, zum Beispiel durch eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung. Mitarbeiter, die den Papamonat oder die Elternkarenz nutzen möchten werden seitens HR voll unterstützt, für A1 ist es ein klares Ziel alle Männer bei ihrem Wunsch nach mehr Zeit mit Kind und Familie so gut es geht unter die Arme zu greifen.
Laut dem Psychologen Dr. Bardia Monshi sollte sich jeder werdende Papa bewusst sein, wie positiv sich die Zeit mit dem Kind auswirkt – und zwar sowohl auf einen selbst, als auch auf den Sprössling. Kinder, die in ihrer frühen Entwicklung viel Zeit mit ihren Vätern verbracht haben werden später nachweislich weniger verhaltensauffällig, haben später weniger psychische Probleme und profitieren von einer besseren kognitiven Entwicklung. Den Vätern ermöglicht die Zeit eine tiefere emotionale Bindung zum Kind und die Möglichkeit, den häuslichen Alltag einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Außerdem sinken durch die Vaterschaft Testosteron- und Cortisolspiegel, man(n) wird ruhiger und entspannter. Tugenden, die einem im Beruf bestimmt auch von Nutzen sein können.
V.l.n.r.: Nina Leindecker-Purrer (A1), Philip Yanis Budas (Microsoft), Gregor Pauser (ÖBB), Sabine Bothe (A1), Alexander Cinatl (A1), Ana Simic (A1)
Am Podium plauderten Philip Yanis Budas (Microsoft), Alexander Cinatl (A1) und Gregor Pauser (ÖBB) über ihre ganz persönlichen Eindrücke in der Elternkarenz. Ihre Erfahrungen hatten viele Gemeinsamkeiten: Da wurden vor der Karenz Pläne geschmiedet, in welchen Kaffeehäusern man sich wohl mit wem treffen sollte und was man sonst so alles mit der vielen freien Zeit anfangen könnte – ein sehr romantisches Väterkarenzbild also. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Für Philip Yanis Budas war es schier unglaublich zu erfahren, wie viele Management Skills notwendig sind, um den Alltag mit dem Kind zu planen. Er gewann eine andere Perspektive und wurde sich vor allem bewusst, was Frauen im Alltag alles leisten. Seiner Karriere hat die Auszeit nicht geschadet: Er hat bereits sechs Monate vor dem Abgang an der Übergabe gearbeitet, mit einer guten Planung können selbst als unabkömmlich geltende Kollegen in Elternkarenz gehen.
Alexander Cinatl (A1) war bei seinem ersten Kind 2 Monate, beim zweiten Kind 5 Monate in Karenz. Die Reaktionen darauf waren durchwegs positiv: Er wurde von seiner Führungskraft und der Personalabteilung in jeder Phase zu 100 Prozent unterstützt. Bei einer guten Übergabe und einer unterstützenden Führungskraft sollte es kein Problem sein, für mehrere Monate in Elternkarenz zu gehen. Allerdings ist ein gut geplanter Wiedereinstieg ebenso wichtig wie ein gut geplanter Ausstieg: Der Kontakt mit den KollegInnen sollte auch während der Karenz aufrechterhalten werden, der eine oder andere Besuch bei den KollegInnen kann also nicht schaden. Nebenbei kann man ja auch stolz seinen kleinen Sprössling präsentieren. Rückblickend würde er jederzeit wieder in Karenz gehen.
Gregor Pauser (ÖBB) kann von seiner Karenz ebenfalls nur Positives berichten – die Beziehung zu seiner Tochter ist inniger und intensiver geworden. Er fand Unterstützung bei seinen unmittelbaren KollegInnen und den Führungskräften, die seine Karenz im Unternehmen als Vorbild für alle Männer präsentierten.
Tipps für Väter
Natürlich hatten die anwesenden Diskutanten noch einige gute Ratschläge für angehende Papas. Wenn man diese Tipps berücksichtigt, sollte es für jeden möglich sein, sich eine Auszeit mit Kind zu nehmen und sich für Elternkarenz zu entscheiden:
- mit dem Unternehmen während der Karenz in Kontakt bleiben
- sich viel mit anderen Vätern und Müttern austauschen
- Vorbereitung ist alles – Übergabe von langer Hand planen
- kein schlechtes Gewissen gegenüber den KollegInnen haben
- einen gesunden Eigensinn entwickeln – sich fragen, was einem selbst gut tut und nicht versuchen, es allen recht zu machen
Übrigens kann auch ich jedem (werdenden) Papa nur empfehlen, sofern möglich die Väterkarenz bzw. den Papamonat zu nutzen. Es ist eine sehr intensive Zeit und eine tolle Erinnerung, die einem niemand wegnehmen kann. Das Verhältnis zum Kind ist danach auf einem ganz anderen Level, man versteht einander besser und profitiert sein gesamtes Leben davon.
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