Sony Xperia X im Test
In diesem Jahr wurden uns bereits die Flaggschiffe von Samsung, LG, HTC und Huawei präsentiert. Sony ist mit dem neuen Xperia X etwas später dran – und das obwohl das Smartphone bereits am Mobile World Congress Ende Februar vorgestellt wurde. Ganze drei Monate hat es nun gedauert, bis man das gute Stück in den Händen halten kann. Die neue X-Reihe löst bei Sony die bisherige Premium Linie Xperia Z ab. So wie bei den Xperia Z5 Modellen, wo wir eine Compact, eine Normalversion und eine Premium Variante bekommen haben, gibt es auch das Xperia X in 3 Ausprägungen: Das Xperia XA wird Ende Juni zu A1 kommen, das Xperia X ab Mitte Mai und das Xperia X Performance, das es wahrscheinlich nicht zu A1 schaffen wird. Im A1 Blog Testbericht sehen wir uns das neue Sony Spitzenmodell genau an.
Design | Display | Performance | Sound | Kamera | Akku | Fazit
Design
Im Gegensatz zum Modellnamen ist Sony sich hier treu geblieben und präsentiert das Xperia X im klassischen Xperia Design. Das heißt: Ein sehr blockartiges, quaderförmiges Aussehen ohne Abschrägungen oder geschwungenen Flächen. Dieses simple Aussehen trifft bestimmt den Geschmack vieler, es wirkt zeitlos und modern, andererseits wäre es schön, wenn sich Sony einmal etwas Neues trauen würde.
Im Gegensatz zur Xperia Z Reihe ist die Rückseite nicht verspiegelt – das sorgt für weniger Tapser und sieht für meinen Geschmack ganz grundsätzlich besser aus. Ein Unibody Gehäuse gibt es nicht, der Rahmen ist anders als bei den meisten Premium-Konkurrenten aus Kunststoff und nicht aus Metall. Beide Entscheidungen – also eine unverglaste Rückseite samt Kunststoff-Rahmen – finde ich gut: Das macht des Smartphone weniger anfällig für Bruchschäden bei Stürzen auf harte Oberflächen.
Sehr gut gefällt mir, dass der SIM und MicroSD Kartenslot ohne Werkzeug geöffnet werden kann. Rechts finden wir wie gewohnt den Power- bzw. Fingerabdrucksensor – der leistet wie schon bei der Xperia Z Reihe exzellente Arbeit. Etwas ungewöhnlich ist die Platzierung der Lautstärkenwippe unterhalb des Powerbuttons: Bei den meisten Android Smartphones befindet der sich weiter oben. Die Platzierung ist Sony Xperia typisch, Umsteiger von anderen Geräten werden sich aber etwas umgewöhnen müssen.
Etwas schade ist, dass Sony beim Xperia X auf die IP 65/68 Zertifizierung verzichtet hat: Das war bisher einer der größeren Vorteile ein Smartphone von Sony zu haben. Samsung ist mit dem Galaxy S7 den umgekehrten Weg gegangen und hat mit seinem Flaggschiff die Resistenz gegen Wasser wieder eingeführt. Das Xperia X sieht eigentlich auch aus, als würde es so manche gröbere Behandlung überstehen. Es wäre schön, die Zertifizierung auf dem Nachfolgemodell wieder zu sehen.
Display
Sony kehrt dem 4-K Display den Rücken und bietet uns am Xperia X ein 5 Zoll Full HD Display. Das bedeutet also 1080 x 1920 Pixel und 441 Pixel pro Zoll – ausreichend für die meisten Lebenslagen und die für Smartphones im Jahr 2016 übliche Ausstattung. Die Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig: Es ist etwas erhaben in den Rahmen eingebettet, das sieht sehr gut aus und sorgt für ein Premium-Gefühl.
Besonders ist auch das IPS-LCD Panel an sich: Es macht einen grandiosen Eindruck, vor allem gegenüber der Z5-Reihe sind deutliche Fortschritte zu merken. Farben wirken sehr klar und satt, aber immer noch natürlich. Der Grund dafür liegt an der Verwendung eines zusätzlichen Kontrastfilters im Display, wodurch Schwarztöne satter wirken und damit Kontraste klarer werden. Auch der Weißpunkt wird gut getroffen, kann aber noch auf den eigenen Geschmack im Menü nachjustiert werden. Die Blickwinkelstabilität ist hervorragend und auch direktes Sonnenlicht kann der guten Ablesbarkeit kaum etwas anhaben.
Leistung
Im Herbst wurden ja mit der Xperia Z5-Reihe drei von der Leistungsausstattung her komplett idente Smartphones vorgestellt. Bei der Xperia X Reihe ist das anders: Nur das Spitzenmodell Xperia X Performance wurde mit dem aktuell schnellsten Qualcomm Snapdragon 820 Prozessor ausgestattet. Das Xperia X muss mit einem etwas schwächeren Motor vorlieb nehmen: Es ist bestückt mit dem Qualcomm Snapdragon 650 bei 4 x @1,2 GHz und 2 x @1,8 GHz – damit reiht es sich in die obere Mittelklasse bzw. untere Spitzenklasse ein.
Weiterer Vergleich: Ein aktuelles Mittelklasse Smartphone wie das Huawei P9 lite kommt auf 53.000, das Samsung Galaxy A5 auf 42.000 Punkte. Die Leistung vom Xperia X kann sich also durchaus sehen lassen, wenn auch auf die Oberklasse einiges fehlt. In der Praxis ist bei alltäglichen Anwendungen kaum ein Unterschied zu schnelleren Smartphones zu merken. Sobald es aufwändiger wird, also man schnell von einer App in die nächste wechseln will oder grafisch anspruchsvolle Spiele öffnet, muss man schon mit Einbußen gegenüber den aktuellen Spitzenreitern rechnen.
Ansonsten können sich die übrige Spezifikationen sehen lassen: 3 GB Arbeitsspeicher und 32 GB interner Speicher entsprechen einer zeitgemäßen Ausstattung. Für den User stehen ca. 18 GB zur freien Verfügung, via MicroSD kann man dafür sorgen, dass für die Musiksammlung bis zu 200 GB Speicher zur Verfügung stehen. Außerdem können Fotos, Videos und Musik dank LTE Cat 6 in Sekundenschnelle von der Cloud abgerufen bzw. hochgeladen werden.
Sony ging leider nicht ganz den Weg wie HTC mit dem HTC 10: Neben den üblichen Google Apps wurde das Xperia X auch mit den hauseigenen Sony Apps samt anderer zusätzlicher Apps ausgestattet. Für viele ist das ein Ärgernis, am Xperia X hält sich das aber insofern in Grenzen, als vorinstallierte Programme wie Movie Creator oder SwiftKey (ersetzt übrigens die gewohnte Sony Tastatur) für viele durchaus nützlich sein können. Android 6.0 wurde Sony-typisch verändert: Jeder, der bisher ein Sony Xperia Smartphone sein eigen nannte, wird sich also auch am Sony Xperia X schnell zurecht finden. An Sonys Oberfläche Xperia UI wurde kaum etwas verändert, es reagiert flott auf sämtliche Eingaben und macht einen sehr aufgeräumten Eindruck. Für die individuelle Anpassung des Erscheinungsbilds stehen hunderte Xperia Themes kostenlos zum Download bereit, wer seinem Smartphone also den einzigartigen Touch verleihen möchte, wird hier sehr schnell fündig werden.
Sound
Ein neues Feature gibt es bei der Klangqualität mittels Kopfhörer: Dabei werden die Höhen und Bässe anhand der angeschlossenen Kopfhörer und den persönlichen Hörgewohnheiten optimiert. Leider war nirgendwo auffindbar, wie das genau funktioniert und was genau geändert wird. Im Test konnte ich auch kaum einen Unterschied zum Klang ohne Optimierung erkennen – da Sound aber ein sehr subjektiver Sinnesreiz ist, wird die Optimierung auf jeden anders wirken und andere vielleicht deutlichere Unterschiede erkennen lassen.
Der Sound ohne Kopfhörer kann sich durchaus hören lassen. Nach meinem Geschmack kann sich das Xperia X mit dem HTC 10, das in Sachen Smartphone-Sound derzeit für mich die Nummer 1 ist, messen lassen. Der Stereo Ton klingt für Smartphone Verhältnisse voluminös und klar, ein hörbares Übersteuern ist nur selten auszumachen. Ein klares Plus gibt es außerdem für den integrierten Equalizer und die unterschiedlichen Klangverbesserungsalgorithmen, die Sony auch beim Xperia X (DSEE HX und ClearAudio+) mitliefert.
Kamera
In diesem Jahr war ja sehr auffällig, dass sich zumindest die großen Hersteller vom Megapixel-Rennen verabschiedet haben. Dafür wurde mit anderen Kamera-Besonderheiten aufgetrumpft: Samsung mit 12 Megapixel samt Dual Pixel Sensor, Huawei beim P9 ebenfalls mit 12 Megapixel und Dual Kamera samt monochrom Sensor, LG beim G5 mit Dual Kamera und Weitwinkelobjektiv, HTC beim HTC 10 mit einem Bildstabilisator sowohl bei der Haupt- als auch bei der Selfie Kamera.
Sony ist mit dem Xperia X einer der wenigen, die den „klassischen“ Weg gehen auf Megapixel setzen. Genau gesagt bringt es die Kamera wie bei der Xperia Z5 Reihe auf 23 Millionen Pixel. Sony betont außerdem den besonders schnellen Autofokus: Dank eines besonderen Algorithmus werden Bewegungen vorhergesagt, Sony nennt das einen prädiktiven Autofokus. Das spielt natürlich vor allem bei Videos eine große Rolle, wo die Objekte trotz Bewegung immer gestochen scharf eingefangen werden können.
Dies funktioniert im Test sehr gut. Einziger Wehrmutstropfen bleibt wohl, dass trotz 23 Megapixel Chips keine 4-K Aufnahmen möglich sind – FullHD wird für die meisten zwar reichen, andere Smartphones im Premium Segment schaffen aber mehr.
Die Linse an sich bietet mit f/2.0 eine relativ offene Blende, die Brennweite beträgt 24mm – damit lassen sich also Landschaften recht gut in Szene setzen. Sehr schön finde ich, dass Sony auch im Xperia X wieder eine eigene Kamera Taste verbaut hat – so kommt richtiges Foto-Feeling auf. Die App an sich ist sehr schnell einsatzbereit und kann via langem Druck auf den Kamerabutton auch bei gesperrtem Bildschirm gestartet werden. Das spart vor allem bei Schnappschüssen wertvolle Zeit!
In der App an sich werden sich Sony Liebhaber schnell zurecht finden. Sie bietet allerdings nur sehr wenige Optionen – das kann für Anhänger simpler Menüs natürlich von Vorteil sein. Zusätzliche Modi und Effekte können jederzeit in die App geladen werden. Leider bietet sie keinen Profi Modus, der die individuelle Einstellung von Empfindlichkeit, Belichtungszeit, etc. unterstützt. Gerade bei einem echten Fotohandy, wie es das Xperia X sein will, finde ich das doppelt schade.
Ich war mit dem Xperia X ein paar Tage unterwegs – wer sich alle Bilder ansehen möchte, kann das unter diesem Link auf OneDrive tun.
Schöne Landschaften lassen sich mit dem Xperia X besonders gut einfangen. Die Farben wirken satt und klar und außerdem sehr ausgewogen belichtet. 23 Megapixel bedeuten auch, dass sehr viele Details beim Heranzoomen gut erhalten bleiben: Einfach das Bild oben anklicken und nach Belieben hereinzoomen. Es ist erstaunlich, wie viele Kleinigkeiten dann noch in guter Qualität zu sehen sind. Die volle Auflösung hat allerdings den Nachteil, dass Bildgrößen bis zu 15 MB betragen können und man entsprechend schnell das Speicherlimit erreichen könnte.
Bei Kunstlicht und schlechten Lichtverhältnissen sind die Ergebnisse nicht mehr ganz so gut: Rauschen macht sich relativ schnell bemerkbar – gut sichtbar im Bild rechts von der Lichtbarriere. Dafür arbeitet der Autofokus auch bei schlechten Verhältnissen akkurat und schnell: Immerhin ist im Xperia X ja ein Hybrid Autofokus – also eine Mischung aus Kontrastmethode und Phasenerkennung – verbaut. Alles in allem bezeichne ich die Leistung der Kamera als gut, aber nicht herausragend.
Akku
Sony verspricht auf seiner Homepage 2 Tage volle Akkulaufzeit. In der Praxis kommt es natürlich auf das individuelle Nutzungsverhalten an: Der mit einer Kapazität von 2.620 mAh ausgestattete Akku hat bei meinen Tests auf jeden Fall den ganzen Tag überstanden. Viel mehr hätte ich ihm aber nicht mehr zugetraut. Zum Vergleich: Beim AnTuTu Battery Test kommt das Xperia X auf 4.486 Punkte, damit bietet es weniger Ausdauer als das Huawei P9, welches allerdings mit einem 3.000 mAh Akku bestückt ist. Mit dem Stamina Modus ist auch am Xperia X ein alter Bekannter dabei: Dabei werden eine ganze Reihe von Diensten deaktiviert, um aus dem Akku auch noch das letzte Quäntchen Lebensdauer herauszuquetschen.
Mit dabei ist eine Schnellladefunktion, durch die das Smartphone in nur 10 Minuten wieder für ein paar Stunden einsatzbereit ist. Laut Sony überlebt der im Xperia X verbaute Akku besonders lange: Dank adaptiver Ladetechnologie werden Ladeströme überwacht und angepasst, um die Lebensdauer zu maximieren. Den Langzeitbeweis kann ich hier leider nicht liefern, allerdings war der Akku bei der Xperia Reihe meistens immer schon recht zuverlässig. Wireless Charging hat es auf das Xperia X leider nicht geschafft.
Fazit
Ich bin mir nicht so sicher, wo man das Xperia X einordnen kann: Zur absoluten Spitzenklasse reicht es leider nicht. Grund dafür ist zum Beispiel die im Vergleich zu den diesjährigen Herstellern eher schwache Prozessorleistung. Sony geht anscheinend davon aus, dass seine Kunden das Smartphone eher wegen dem Design und den Multimediafähigkeiten kaufen. Nicht falsch verstehen: Die Performance des Prozessors reicht für alle alltäglichen Anwendungen völlig und das Xperia X gehört damit bestimmt zur oberen Mittelklasse. Für die Spitze reicht es dann allerdings nicht.
Dafür macht Sony bei anderen Eigenschaften wieder Boden gut: Die Verarbeitung ist top. Das Display hinterlässt ebenso einen bleibenden, weil absolut positiven Eindruck. Und was die Audioqualitäten betrifft, stelle ich es auf eine Stufe mit dem HTC 10, da hat Sony alles richtig gemacht. Die Leistung der Kamera ist hingegen durchwachsen: Der prädiktive Autofokus macht einen guten Job, die Qualität der Aufnahmen leidet aber merklich unter schlechten Lichtverhältnissen. Letztendlich wird wohl der Preis für viele eine Rolle spielen: Mit 99 Euro im A1 Go! M Tarif bzw. 0 Euro im A1 Go! L Tarif ist es günstiger als so manches andere Spitzenmodell zu haben. Das könnte für viele dann den Ausschlag geben, sich diesmal für Sony zu entscheiden.
Das Sony Xperia X jetzt bestellen
Die technischen Daten im Überblick
- Abmessungen: 143 x 69 x 7,7 mm | 152 Gramm
- Betriebssystem: Android 6.0.1 – Marshmallow
- Display: 5 Zoll IPS-LCD Full HD Display bei 1080 x 1920 Pixel = 441 ppi
- Kamera: 23 MP (Rückseite) und 13 MP (Vorne für Selfies) bei jeweils f/2.0, Full HD Videoaufnahme
- Prozessor: Qualcomm® Snapdragon™ 650, 64 Bit, 4 x 1,2 GHz + 2 x 1,8 GHz
- Speicher: 3 GB RAM, 32 GB interner Speicher – mit MicroSD bis zu 200 GB
- Akku: Li-Ionen mit 2.620 mAh – nicht wechselbar, Fast Charging
- Konnektivität: GSM/EDGE/UMTS/LTE Cat6, WLAN, Bluetooth
Dirk
Erstklassiger Review ,danke!
Auch mal kein X Compact-bashing, es sei kein „High End Phone“. Ein sehr gutes Kompakt-Handy muss v.a. alltagstauglich sein. Spielen will damit keiner.
Prozessorgeschwindigkeit und Screenauflösung jenseits Retina sind daher völlig irrelevant.
Aber das fehlende induktive Laden ist gerade für so ein Gerät sehr enttäuschend.
Nicht erwähnt im Review wird die miese LED-Leuchte. Die war im Z3 schon schwach, ist aber im X eine lächerliche Funzel. Die hilft weder beim Fotografieren noch als Taschenlampe. Beides nutze ich oft und diese Kleinigkeit nervt viel mehr als irgendwelche suboptimalen Specs.
Wolfgang Hammer
Hallo Juergen, dazu habe ich leider noch keine Info – werde mal nachfragen und melde mich dann wieder! lg Wolfgang
Juergen
Danke fuer den sehr informativen Blogeintrag.
Gibts News bezueglich des X Performance?
Ich faende schon cool, wenn A1 es is sein Sortiment aufnehmen wuerde.
lg, Juergen
Claudio
Super Review!