Huawei P9 lite im Test
Erst vor kurzem haben wir hier das Huawei P9 getestet – und waren wegen der guten Ergebnisse in Punkto Kamera, Display und Software hellauf begeistert. Mit dem P9 lite legt Huawei nun die abgespeckte Version seines Flaggschiffs vor. Was bedeutet das konkret? – Wir bekommen interessanterweise ein von den Abmessungen her etwas größeres Exemplar, bei dem es vor allem bei Leistung und Kamera Abstriche gegenüber dem Spitzenmodell gibt. Dafür ist es aber auch günstiger, das könnte es für viele zu einer interessanten Alternative machen. So wie das P8 lite, mit dem Huawei im Vorjahr ein sehr attraktives Smartphone gelungen ist und bei dem auch die Verkaufsszahlen entsprechend stimmten. Ob auch das P9 lite überzeugen kann, sehen wir uns am A1 Blog Test genau an!
Design
Huawei übte sich schon mit dem P9 im Understatement – ähnliches trifft auf das Huawei P9 lite zu: Mir gefällt der simple, sehr rechteckig daherkommende Look der P9 Reihe. Damit setzt der chinesische Hersteller auf ein sehr klares, geradliniges Erscheinungsbild. Auf mich wirkt es auf den ersten Blick genauso wertig wie sein Premium-Pendant.
Im Vergleich: Links das P9 lite, rechts das P9
Obwohl das P9 lite preislich deutlich unter dem P9 liegt, wurden wertvolle Materialien verwendet: Der Rahmen ist wie beim P9 aus Metall – durch die schräg angeschliffenen Kanten setzt er ähnlich gediegene Akzente wie beim P9. Auf ein Unibody Gehäuse müssen wir allerdings verzichten. Meiner Meinung nach nicht unbedingt ein Nachteil: Die Rückseite beim P9 lite ist zwar aus Kunststoff. Sie ist aber so gut verarbeitet, dass das kaum auffällt und noch dazu ist das Smartphone dadurch leichter.
Links das P9 lite, rechts das P9
Wie beim P9 finden wir auch auf der Rückseite den Fingerprintsensor – der funktioniert zuverlässig und schnell. Eine positive Erwähnung wert ist die Tatsache, dass es Huawei auch beim P9 lite als einer der wenigen Hersteller schafft, die Kamera glatt ins Gehäuse zu verbauen. Das sieht einfach um Klassen besser aus als eine hervorstehende Kameralinse und sorgt nebenbei auch dafür, dass Kratzer auf der Linse/Abdeckung eher die Ausnahme sind.
Bei der Haptik gibt es durch das fast idente Aussehen kaum Unterschiede. Wer genau beim ersten Bild hingesehen hat wird merken, dass das P9 lite etwas größer als das P9 ist. In der Hand macht sich das allerdings nicht bemerkbar, beide Smartphones ermuntern zu vielfachem Angreifen und Verwenden.
Oben das P9 lite, unten das P9
Die Unterschiede fallen erst bei genauem Hinsehen auf: Der Kopfhöreranschluss befindet sich P9 lite oben anstatt unten. Einen ebenso großen Unterschied gibt es bei den Anschlüssen: Während beim P9 auf den neuen USB-C Standard gesetzt wird, gibt es beim P9 lite den gewohnten Micro-USB Eingang. Weshalb hier nicht auch schon auf den neuen Standard gesetzt wurde, ist mir nicht ganz klar. So bleibt es leider nach wie vor beim Kabelsalat: Vor allem im Büro wo jeder Kollege ein anderes Handy mit ebenso vielen unterschiedlichen Anschlüssen hat kostet mich das manchmal den letzten Nerv. Allerdings ist das kein Huawei spezifisches Problem, andere Hersteller statten ihre Modelle in diesem Jahr leider ebenfalls mit unterschiedlichen Anschlüssen aus.
Display
Hier gibt es in Punkto Auflösung und Technologie keine Unterschiede zum P9: Mit dem 5,2 Zoll IPS-LCD Display bei 1.920 x 1080 Pixel (FullHD) wurde genau dasselbe Display verbaut. Farben und Inhalte wirken also wie beim P9 klar und lebendig, auf jeden Fall mehr als ausreichend für alle Belange des täglichen Lebens. Nur bei der Verarbeitung gibt es größere Differenzen: Beim P9 kommt 2.5D Glas zum Einsatz – der Bildschirm ist also gegenüber dem Rahmen etwas erhaben. Das Display fällt dann übergangslos in den Rahmen ab, das sieht extrem wertig und schick aus!
Beim P9 lite hingegen gibt es einen recht deutlichen Abstand zwischen Display und Rahmen – diese Bauweise ist günstiger und sieht natürlich nicht ganz so edel aus. Trotzdem wurde gut gearbeitet und es sind keinerlei Spaltmaße zu erkennen. Beim Display an sich muss man keine Abstriche machen, nur die Optik ist eine andere. Im Menü kann übrigens wie beim P9 die Farbtemperatur nach dem persönlichen Geschmack angepasst werden.
Leistung
Im Vergleich zum Vorgänger wurde hier ein großer Schritt nach vorne gemacht: Beim P8 lite haben wir einen Octa Core Kirin 620 bei je 1,2 GHz bekommen – im P9 lite schlägt mit dem Kirin 650 bei 4 x 2 Gigahertz und 4 x 1,7 Gigahertz ein ganz anderes Kaliber. Das ist ein deutlicher Schritt nach vorne und auch mit Blick auf das P9 keine schlechte Ausstattung. Ich habe zum Vergleich ein paar Benchmarks auf beiden Geräten durchlaufen lassen, die Ergebnisse sprechen eine recht eindeutige Sprache.
Das P9 hängt das P9 lite wie zu erwarten bei allen Benchmarks ab. Das heißt aber keineswegs, dass das P9 lite langsam wäre: Im Vergleich mit dem Samsung Galaxy A5 (2016) schneidet es beispielsweise besser ab, mit diesen Scores würde ich das P9 lite in die obere Mittelklasse einreihen. Für alltägliche Anwendungen ist diese Leistung auch vollkommen ausreichend, Liebhaber aufwändiger Spiele sollten lieber zum P9 greifen.
Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählen 2 GB Arbeitsspeicher und 16 GB interner Speicher – der ist also etwas klein geraten, kann aber via MicroSD problemlos erweitert werden. Vom internen Speicher stehen ca. 8 GB zur freien Verfügung. Huawei hat es sich leider nicht nehmen lassen, das Smartphone mit vorinstallierten und mehr oder weniger sinnlosen Apps auszustatten – darunter Highlights wie Asphalt Nitro, Dragon Mania oder Puzzle Pets. Die gute Nachricht ist, dass man sie allesamt vom Smartphone entfernen kann.
Die sehr intelligente mobile Datenverwaltung am P9 lite
Am P9 lite kommt wie am großen Bruder Android 6.0 samt Emotion-UI 4.1 zum Einsatz. Es gibt also keinen App Drawer und optisch sehr viele Ähnlichkeiten zu iOS. Sehr gut bei EMUI gefallen mir die umfassenden Möglichkeiten zur Datenkontrolle, vor allem wenn man viel im Ausland ist kann man sich dadurch einiges an Roaming Kosten sparen. Wer seinem Smartphone einen individuellen Touch geben möchte, wird in den zahllosen gut gelungen Huawei Themes bestimmt das Richtige finden, damit lassen sich Hintergrund und App Icons nach persönlichem Geschmack anpassen. Die Steuerung via Handknöchel-Gesten hat’s auf das P9 lite leider nicht geschafft – sehr schade, dieses Feature hat mir dort eine Menge Spaß gemacht.
Kamera
Das P9 glänzt durch seine neuartige Dual-Kamera samt zwei unterschiedlichen Sensoren – den gesamten Test plus viele Beispielbilder gibt es hier. Beim P9 lite haben wir es mit einer „konventionellen“ Kamera zu tun: 13 Megapixel samt f/2.0 Blende hinten und 8 Megapixel samt f/2.0 Blende vorne. Videos werden wie schon beim P9 „nur“ in FullHD aufgenommen, ein optischer Bildstabilisator fehlt ebenfalls.
Die App ist der am P9 sehr ähnlich – sie ist also sehr intuitiv bedienbar und übersichtlich. Mit einem Swipe von links nach rechts werden die Modi aufgerufen – dort finden wir die üblichen Verdächtigen wie Panorama oder HDR. Es sind aber auch einige außergewöhnlich dabei:
- Lebensmittel: Anhänger des Food-Porns werden das lieben – in diesem Modus wird die Sättigung erhöht und eine künstliche Unschärfe an den Rändern erzeugt, damit fotografiertes Essen besser zur Geltung kommt.
- Profi Modus: Der hat mir schon beim P9 gut gefallen, beim P9 lite gefällt er mir wegen der intuitiven Steuerung noch besser – die Einstellungen werden einfach via virtuellem Drehrad vorgenommen.
- Lichtmalerei: Diesen Modus stammt vom P9 – bewaffnet mit einem Stativ lassen sich damit Strichspuraufnahmen vom Sternenhimmel oder dynamische Straßenszenen anfertigen.
- Gesamt Fokus: Bei diesen Aufnahmen lässt sich der Schärfebereich im Nachhinein ändern – das eignet sich allerdings nur für Nahaufnahmen. Ist eine tolle Spielerei, die Aufnahmen werden mit ca. 20 MB allerdings ziemlich groß. Wer diesen Modus öfter nutzt, sollte sich unbedingt eine Speicherkarte zulegen oder seine Dateien mit der Cloud synchronisieren.
Ich war mit dem P9 lite ein bisschen unterwegs – alle folgenden Bilder wurden im Automatikmodus gemacht. Viele weitere Aufnahmen gibt es auf OneDrive.
Die Ergebnisse unter Tags sind gut, natürlich muss man etwas Abstriche gegenüber dem P9 machen – die Kontraste haben mir dort besser gefallen. Sehr positiv: Es gibt kaum eine Auslöseverzögerung und der Autofokus arbeitet akkurat und schnell. Die Farben finde ich ebenfalls ok, für meinen Geschmack könnten sie noch um eine Spur satter sein.
Der grauhaarige Autor im Selfie-Test
Sehr gut zu gebrauchen ist die Frontkamera – bei 8 Megapixel und f/2.0 Blende auch kein Wunder. Die Brennweite der Linse entspricht 27mm, damit sollten auch Gruppenselfies kein Problem sein. Selfies können mit einem Lächeln, aber auch mit Sprachbefehlen ausgelöst werden – das funktionierte im Test einwandfrei.
Ausdauer
Nicht nur beim Display finden wir dieselben Komponenten sowohl im P9, als auch im P9 lite. Auch beim Akku hat Huawei bei der günstigeren Version nicht gespart und ebenfalls 3.000 mAh Stunden spendiert. Entsprechend lange auch die Ausdauer vom P9 lite: Bei Antutu Tester erreicht es 4825 Punkte, damit liegt es interessanterweise etwas unter dem P9. In der Praxis bin ich mit dem Smartphone sehr gut durch den Tag gekommen. Wie auch beim P9 gibt es außerdem eine ganze Reihe an Energiesparmodi, mit denen man auch noch das letzte Quäntchen an Stand-By Zeit herausquetschen kann.
Fazit
Das P9 lite mag dem Namen nach die Sparversion des P9 sein, ich sehe das vollkommen anders: Betrachtet man Display, die verwendeten Materialien, den Akku und die Leistung kann man von günstig oder billig kaum sprechen – dieses Attribut trifft einzig und allein auf den Preis zu, denn das P9 lite wird es deutlich günstiger als das P9 geben. Wir müssen nur auf einige wenige Premium-Merkmale verzichten: Ein Metall-Unibody Gehäuse oder eine Dual Kamera gibt es nicht, auch der Prozessor liegt eher in der oberen Mittelklasse als im absoluten Spitzenfeld.
Vor allem gegenüber dem Vorgänger P8 lite ist es aber erstaunlich, welche Fortschritte gemacht wurden: Bei allen wichtigen Merkmalen wie Rahmen, Design, Kamera und Display gab es durchwegs Verbesserungen! Das P9 lite ist für mich eines der besten Mittelklasseandroiden am Markt, wer wenig Geld ausgeben will und dennoch einen flotten mobilen Begleiter sucht, wird mit dem P9 lite große Freude haben!
Die technischen Daten im Überblick
- Abmessungen: 146,8 mm x 72,6 mm x 7,5 mm, 147 Gramm
- Betriebssystem: Android 6.0.1 – Marshmallow samt EMUI 4.1
- Display: 5,2 Zoll IPS-LCD Display bei 1.920 x 1080 Pixel = 427 ppi
- Kamera: 13 MP (Rückseite) bei f/2.0 und 8 MP (Vorne für Selfies) bei f/2.0
- Prozessor: HiSilicon Kirin 650 (64-bit), Octa-core (4 x 2.0 GHz A72+ 4 x 1.7 GHz)
- Speicher: 2 GB RAM plus 16 GB interner Speicher – via Micro SD erweiterbar
- Akku: Li-Ionen mit 3.000 mAh – nicht wechselbar
- Konnektivität: GSM/EDGE/UMTS/LTE Cat4, WLAN, Bluetooth
Das neue HUAWEI Nova – gemeinsam mit A1 dem Trendsetter auf der Spur – CASUALHOLIC
[…] viel davon gehört und in meiner Familie besitzen auch einige Huawei Handys, wie zum Beispiel das P9 lite. Ich hatte alle iPhones von 4 bis SE und bin somit iOS Anhänger, doch wie ein Wink des Schicksals, […]
Wolfgang Hammer
Hi Franz, es scheint unterschiedliche Versionen zu geben – mein Testgerät hatte jedenfalls 3 GB. Werde das im Artikel korrigieren. Allerdings sollte das im Alltag und für so gut wie alle Anwendungen kaum einen Unterschied machen. Das P9 lite ist trotzdem für den Preis ein extrem gutes Smartphone. lg Wolfgang
Franz
Habe mir das P9 Lite als Nexthandy gegönnt – ein Grund dafür war der 3GB Arbeitsspeicher (wie auch im Bericht zu lesen).
Leider besitzt es deren nur 2 GB….