Experten-Talk: Was man über VoIP wissen muss

Voice over IP Telefonie bietet viele Vorteile und unterstützt Unternehmen bei einer schrittweisen Digitalisierung ihrer Telefonanlagen. Wir haben eine Expertin aus unserem Unternehmen gefragt, was man als großes und kleines Unternehmen rund um das Thema VoIP wissen muss.

A1 Blog: Hallo Birgit, kannst du dich unseren A1 Blog Leserinnen & Lesern kurz vorstellen?

Birgit Loregger-Wirthumer: Ja, sehr gerne. Mit Voice over IP beschäftige ich mich seit ich bei A1 eingetreten bin, das war im Jahr 2008. Noch im selben Jahr hatte ich die Chance, beim Launch des ersten VoIP Produktes mit dabei zu sein. Das Thema Telekommunikation beschäftigt mich aber schon eine längere Zeit – 10 Jahre bei Alcatel und 4 Jahre bei UTA (Anm. jetzt Tele2).

A1 Blog: Warum war die Entwicklung von VoIP notwendig?

Birgit: Die Entwicklung von ISDN zu Voice over IP ist unter anderem eine Folge der rasanten Breitbandentwicklung. Denn so gut wie jedes Unternehmen hat mittlerweile einen Internet-Breitbandanschluss. Dieser kann auch für Sprache, das heißt VoIP, genutzt werden. Voice over IP meint Telefonie über den (Internet-) Breitbandanschluss. Vereinfacht gesagt wird Sprache in Datenpakete zerlegt und über die Internetleitung übertragen. Alles, was dafür gebraucht wird, ist ein entsprechend starker Breitbandanschluss. Dafür investiert A1 auch große Summen in den Ausbau des Glasfasernetzes – mit FTTH  (Anm. Fiber to the Home) ist eine Anbindung an Glasfaser auch bis hin zum Kunden möglich. Durch FTTH können allerdings herkömmliche Sprachtechnologien wie analog und ISDN nicht mehr genutzt werden. Ein wichtiger Entwicklungsfaktor sind natürlich auch die höheren Kosten von ISDN im Vergleich zu VoIP – für Unternehmen wie auch für uns als A1.

A1 Blog: Wo wird die Reise hingehen – welche weiteren Entwicklungen siehst du in diesem Bereich in den nächsten Jahren? Stichwort: Video-Conferencing, Video-Telefonie etc.

Birgit: Zunächst arbeiten wir noch daran, für alle Kundensegmente und Unternehmensgrößen VoIP-Produkte als Alternative für Produkte auf herkömmlichen Sprachtechnologien (analog und ISDN) zu entwickeln. Das Besondere daran: Über den Breitbandanschluss kann nicht nur Sprache (Audiodaten) übertragen werden, sondern jegliche Art von Daten – auch heute schon ist es möglich beispielsweise Videokonferenzen zu halten. Ich sehe als einen nächsten großen Schritt in der Zukunft bei allen A1 Business VoIP Produkten „Mobile-Voice-Integration“ zu ermöglichen, also das Verschmelzen von Festnetz und Mobiltelefonie in  ein konvergentes Service für Geschäftskunden– ein echter USP von A1.

A1 Blog: Welche Erleichterung bringt die Technologie für Unternehmen? Was kannst du zur Übertragungsqualität sagen und welche Faktoren beeinflussen diese?

Birgit: Zum einen Kosteneinsparungen. Denn es sind mehrere gleichzeitige Sprachverbindungen auf einem Anschluss möglich – beispielsweise benötigt man 3 ISDN-Basisanschlüsse um 6 gleichzeitige Gespräche zu führen. Mit VoIP reicht ein entsprechender Breitbandanschluss.
Das Thema Übertragungsqualität: A1 bietet Voice over IP Produkte mit unterschiedlichem Bandbreitenbedarf. Je nachdem, ob die Sprache komprimiert wird oder nicht ist ein Bandbreitenbedarf von bis zu 100 kbit/s pro Gespräch gegeben. Qualitätsmerkmale wie mittlere Verzögerung, Schwankungen der Verzögerung (Jitter) und Paketverlustrate haben Einfluss auf die resultierende Sprachqualität. Durch Priorisierung der Sprachpakete im A1 Netz und entsprechender Netzplanung ist es uns möglich, eine mit der herkömmlichen Telefonie vergleichbare Sprachqualität und Zuverlässigkeit des VoIP Telefondienstes unabhängig von der Netzlast zu erreichen.

A1 Blog: Macht VoIP nur für große Unternehmen Sinn, die viele Gespräche parallel führen oder bietet die Technologie auch klein- und mittelständischen Unternehmen Vorteile?

Birgit: Große Unternehmen fragen dezidiert SIP Trunking, das heißt Voice over IP Produkte, nach. Kleinere Unternehmen, die fixe Sprachtelefonie benötigen, sind unserer Erfahrung nach eher technologieneutral. Hier ist die Zuverlässigkeit der Technologie besonders wichtig. Der Vorteil für kleinere Unternehmen liegt in den Kombi-Produkten (Internet + Telefonie), da höhere Bandbreiten und Reichweiten möglich sind. Denn bei ISDN gibt es eine technische Einschränkung hinsichtlich der maximal erreichbaren Bandbreiten am gleichen Anschluss, wodurch die belegten Frequenzbänder nicht für Daten verwendet werden können.

A1 Blog: Neukunden der A1 Business Kombi telefonieren ja bereits über VoIP – was empfiehlst du Kunden, die noch auf den ISDN-Standard setzen? Wann und warum sollten sie umsteigen und gibt es dabei merkbare Veränderungen für den Kunden?

Birgit: Das kann nicht pauschal beantwortet werden, da die Veränderungen für den Kunden vom Produkt, welches für dessen Anforderungen passend ist, abhängt.

Das Produkt A1 Business Network ist beispielsweise ein konvergentes Produkt, welches fixes Internet sowie fixe und mobile Sprachtelefonie beinhaltet. Es können 3 gleichzeitige Gespräche über den Breitbandanschluss geführt werden. Bei Business Network werden VoIP-Telefone verwendet. Das bringt den Vorteil mit sich, dass Nebenstellenanlagenfunktionen aus der Cloud bezogen werden können sowie eine Konvergenz von fixer und mobiler Telefonie bezüglich gemeinsamer Tarife und Freiminutenpaketen nutzbar sind.
Bei der A1 Business Kombi mit Voice over IP hingegen ist fixes Internet sowie fixe Sprachtelefonie kombiniert. Damit können bis zu 6 Gespräche gleichzeitig geführt werden, wobei bestehende Endgeräte wie Telefonapparate und ISDN-Nebenstellenanlagen weiter verwendet werden können.

A1 Blog: Liebe Birgit, danke für das Gespräch!

Überblick A1 Business Kombis

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  1. Elisabeth Meixner

    Hallo Leopold, bitte wende dich mit deiner Anfrage an die A1 Support Community (a1community.net) – hier bekommst du als Privatkunde die Infos dazu. Danke und liebe Grüße, Elisabeth

  2. Höller Leopold

    Hallo ! Wenn ich als Privatkunde 2 Rufnummern (wie bei ISDN) brauche, kann ich dann auf VOIP umsteigen – und zu welchen Konditionen ?

  3. Elisabeth Meixner

    Lieber Thomas, ich habe mich nochmals für dich schlau gemacht und kann dir folgende Antworten auf deine Fragen geben.

    Bei VoIP dauert der Rufaufbau länger: Prinzipiell ist der Rufaufbau bei VoIP sogar ein wenig kürzer. Die Rufaufbauzeit nach dem ETSI Standard beträgt bei ISDN 1150ms, bei VoIP 800ms.

    VoIP und Gateway: Falls beim Kunden eine IP-Anlage im Einsatz ist, wird diese direkt an den Business Router angeschalten (durchgängig SIP, also keine Konvertierung erforderlich – kein CPG erforderlich). Bei ISDN-Nebenstellenanlage: Falls nur 2 Sprachkanäle nötig sind, kann auch diese direkt am Business-Router angesteckt werden (an der S0-Schnittstelle -> Konvertierung erfolgt am Router). Ein CPG/Gateway wird nur dann benötigt und eingesetzt, falls der Kunde eine ISDN-Nebenstellenanlage im Einsatz hat und mehr als 2 Sprachkanäle braucht.

    Fernspeisung bei Stromausfall: Fernspeisung wird bei NGN (Next Generation Networks) nicht mehr verwendet; dies ist ein Relikt aus der klassischen Voice Technologie. Stabilität von VoIP: Die Stabilität ergibt sich aus der Güte und Qualität der Accessdienstleistung – bei xDSL beträgt die Verfügbarkeit 98,5% und ist damit annähernd so hoch wie bei ISDN (Verfügbarkeit 99,999%). Durch Priorisierung der Sprachpakete im A1 Netz und entsprechender Netzplanung ist es uns möglich, eine mit der herkömmlichen Telefonie vergleichbare Sprachqualität und Zuverlässigkeit des VoIP Telefondienstes unabhängig von der Netzlast zu erreichen.

    Ein wichtiges Argument für viele Kunden bei der Entscheidung für VoIP ist das Kosten-Argument. Denn damit wird bspw. für 4 Sprachkanäle nur mehr eine einzige Leitung benötigt. Bei ISDN wären 2 Basisanschlüsse von Nöten.

    Anschlüsse von Privatkunden werden momentan als POTS hergestellt; Ausnahme bilden die FTTH Ausbaugebiete, in denen VoIP hergestellt wird.

    Solltest weitere Fragen zu unseren VoIP Produkten haben, dann findest du unter https://goo.gl/mq4zaI alle Kontaktdaten.

    Liebe Grüße, Elisabeth

  4. Thomas

    Gut, dass bestehende Anschlüsse erhalten bleiben. Allerdings: das mit „nur auf dezidierten Kundenwunsch, ansonsten IP“ stört mich.

    Ich sehe – abseits von SIP-Trunking; wenn wirklich eine moderne IP-basierte Telefonanlage vorhanden ist – keinen Vorteil von nutzerseitigem VoIP über zB einen den ISDN-Anlagenanschluss emulierenden Gateway, sondern durchgängig nur Nachteile. An die Stabilität und Qualität eines echten ISDN-Anschlusses, bei dem erst im Wählamt auf NGN gewandelt wird, kommt diese Lösung bei weitem nicht; im Gegenteil: der echte ISDN-Anschluss war immer absolutes Alleinstellungsmerkmal der A1 Telekom im Vergleich mit Wettbewerbern.

    Welche rationalen Gründe soll ein Unternehmer haben, bei gleichem monatlichen Preis (!?!) das schlechtere Produkt, also anstelle dem echten ISDN-BA eine Gateway-Lösung zu nehmen? Finde ich nicht okay, dass man standardmäßig die schlechtere Variante bekommt, nur auf Nachfrage die optimale.

    Was mich noch interessieren würde: gleiche Leier bei Privatanschlüssen; wird das Kombipaket auch nur mehr auf „naked DSL“ geschalten und nur auf dezidierte Anweisung auf echtem POTS?

  5. Elisabeth Meixner

    Hallo Thomas, ich habe aber bei meinen Kollegen nachgefragt. Auf Kundenwunsch wird A1 weiterhin Business Kombis mit POTS und ISDN herstellen und eine Zwangsumstellung von bestehenden ISDN-Anschlüssen ist in den nächsten Jahren nicht geplant. Natürlich legen wir bei unseren VoIP Produkten immer Wert auf größtmögliche Qualität. Liebe Grüße, Elisabeth

  6. Thomas

    Werden neu hergestellte Business-Kombis jetzt nur mehr mit IP-Telefonie anstelle von echten POTS bzw. ISDN-Anschlüssen hergestellt – mit allen dadurch verbundenen Nachteilen wie zB länger dauernder Rufaufbau, Fehleranfälligkeit des beim Kunden stehenden Gateways, Wegfall der Fernspeisung bei Stromausfall aus dem Amt usw…?

    Ist in näherer Zukunft eine Zwangsumstellung auch der bestehenden ISDN-Anschlüsse – ähnlich Deutscher Telekom – geplant?

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