Apple vs. FBI – was dahintersteckt und warum Apple konsequent bleiben sollte

Dass man beim Surfen im Netz unweigerlich Spuren hinterlässt, sollte mittlerweile jedem klar sein. Was jedoch auch klar ist: Man hat ein Recht auf seine persönlichen Daten. Ich persönlich bin kein Fan vom Überwachungsstaat – erst recht nicht unter dem scheinheiligen „Alles zum Schutz der Bürger“ Vorwand. Das mit dem Schutz funktioniert in letzter ohnehin nicht so gut, sonst hätte man die Anschläge in Paris oder Brüssel verhindern können. Wenn man dann Terrorismus instrumentalisiert, um Stimmung gegen Datenschutz und für mehr Überwachung zu machen, macht mich das wütend. Das Problem liegt hier nicht in mangelnder Überwachung der Bürger, sondern ganz wo anders. Das soll auch nicht Thema dieses Artikels sein. Vielmehr finde ich die Art und Weise, wie Apple auf die Vorwürfe des amerikanischen FBI reagiert großartig und das, obwohl ich mich nicht unbedingt als Fan von Apple bezeichne.

Die Thematik

Im Dezember letzten Jahres kam es in den USA zu einem Attentat bei dem 14 Menschen ums Leben kamen. Das Handy des Täters – ein iPhone – könnte Hinweise auf mögliche Verbindungen zur Terrormiliz IS enthalten. Dieses ist jedoch verschlüsselt und demnach nicht einfach so zugänglich. Im Normalfall verwendet man die Brute Force Methode um Passwörter zu knacken. Das bedeutet, es werden so viele Passwortkombinationen ausprobiert, bis das Handy geknackt ist. In diesem Fall ist dies allerdings nicht möglich. Nach 10 falschen Versuchen, löscht das iPhone automatisch sämtliche Daten. Anfang des Jahres forderte das FBI Apple – unter Berufung auf das amerikanische Gesetz – dazu auf, ihnen bei der Entschlüsselung des Geräts zu helfen und eine andere Version des Betriebssystems auf das iPhone zu laden. So soll zumindest sichergestellt werden, dass keine Daten verloren gehen. Apple hat sich geweigert und in einem offenen Brief an die Öffentlich gewandt. Der darauffolgende Aufschrei war gewaltig.

Vor kurzem hat das FBI bekanntgegeben, über eine nicht weiter genannte “dritte Partei” ohne Apples Hilfe, Zugang zum iPhone zu erhalten. In diesem Fall wäre die Klage wohl vom Tisch. Doch ist dies so einfach möglich? Jedes Gerät verfügt über größere oder kleinere Sicherheitslücken. Aufgrund des medialen Interesses, könnten Wissende um solche Sicherheitslücken auf den Fall aufmerksam geworden sein. Experten halten die Aussage des FBI daher für realistisch. Um das Gerät zu knacken, müsste man jedoch erst einmal wissen, wie die Schlüsselgenerierung eines Passworts auf dem iPhone funktioniert. Möglich wäre, dass die NSA über dieses Wissen verfügt und sich als die “dritte Partei” erweist.

Das Problem

Viel entscheidender als die Frage, ob es möglich ist ein verschlüsseltes Handy zu entschlüsseln ist aber die Tatsache, dass das FBI von Apple und anderen Unternehmen verlangt, in Zukunft geplante Hintertüren in Ihre Geräte einzubauen. Spinnt man diesen Gedanken weiter, wäre es ihnen wohl am liebsten, niemand würde seine Daten verschlüsseln. Schon gar nicht so, dass Behörden keinen Zugriff darauf haben. Dies wäre wohl der Untergang der digitalen Privatsphäre.

Zur Datenschutzproblematik sollte man sich zwei Fragen stellen: Würdest du der Regierung einen Schlüssel zu deinem Haus geben – natürlich nur für den „Notfall“? Wo liegen die Grenzen unserer (digitalen) Privatsphäre?

Auf den offenen Brief von Tim Cook haben viele namhafte Firmen wie Google, Microsoft, Facebook oder Twitter reagiert und sich auf die Seite von Apple gestellt. Es geht hier eben nicht nur um eine einzelne Firma und ihren Ruf. Es geht um ein grundsätzlicheres Problem. Man müsste sich nur vorstellen was wäre, wenn so ein abgeändertes und absichtlich geschwächtes Betriebssystem in die falschen Hände gerät. Software mit eingebauten Hintertüren kann nicht die Lösung sein. Auch nicht im Kampf gegen Terrorismus.

[Update]
Das FBI hat es geschafft, das Handy des Attentäters ohne Apples Hilfe zu knacken. In einem Brief an das Gericht hieß es, die Hilfe des Unternehmens werde „nicht länger benötigt“. Damit haben sich die Ankündigen von letzter Woche als wahr herausgestellt. Woher die Behörden Hilfe bekommen haben, ist allerdings unbekannt. Eventuell haben Ex-Mitarbeiter ihr Wissen teuer verkauft oder die NSA hat Zugang zu diesen Informationen erhalten. Zudem ist unbekannt, was sich auf dem entschlüsselten Gerät befindet. Apple hat jedoch angekündigt, die Sicherheit seiner Geräte zu erhöhen.

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