Ans Handgelenk geschnallt: Die LG G Watch R im Test

In unserer Redaktion ist die LG G Watch R eingelangt! Eine Uhr, die mehr kann als nur die Zeit anzeigen – das ist spätestens seit Knight Rider der Traum vieler. Seit einiger Zeit boomt der Smartwatchmarkt und es gibt kaum einen Hersteller, der nicht auf den Wearables-Zug aufspringt. Ob die LG G Smartwatch mehr ist als ein schönes Spielzeug oder sie das Potential zum nicht mehr wegzudenkenden Begleiter hat, habe ich mir für diesen Test angesehen.

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Design und Wirkung aufs Auge

Gerade bei einer Uhr sehr wichtig: Das Aussehen. Niemand bindet sich freiwillig ein klobiges, schweres, unschönes Etwas ans Handgelenk. Außerdem sagen Uhren viel über ihren Besitzer aus: Eher praktisch veranlagte Leute wollen eine Uhr mit vielen Einstellungsmöglichkeiten (z.B. Datumsanzeige, Höhenmesser, etc…), andere stehen mehr auf das schlichte, elegante Aussehen.

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Die LG G Watch wirkt mit einem Durchmesser von etwa 5cm erstmal ziemlich groß. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn man die Wirkung der Uhr auf dem Handgelenk eines Mannes und dann auf dem einer Frau betrachtet. Wie auf dem Bild zu sehen ist macht das einen Unterschied – die Uhr passt aufgrund ihrer Größe eher zu Männern.

Das Armband mit 22 mm Stegbreite ist austauschbar – in anderen Farben ist die Wirkung bestimmt eine andere. Apropos Band: Geliefert wurde die Uhr mit einem schwarzen Armband aus Leder. Das macht einen wertigen Eindruck. Auf dem zierlichen Handgelenk meiner Kollegin rutsche die Uhr allerdings trotz Verwendung der kleinstmöglichen Einstellung herum. Ein weiteres Indiz für die eher männliche Zielgruppe.

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Die Uhr selbst ist aus Metall. Das Display ist in einen schwarzen Metallring eingefasst, auf dem ein Ziffernblatt eingraviert ist. Wirkt wertig und vor allem sehr stabil – man kann sich gut vorstellen, dass die Uhr auch einmal auf den Boden fliegen kann und das unbeschadet übersteht. Die Uhr ist übrigens IP 67 zertifiziert und damit gegen Staub und Wasser (max. 30 Minuten bis 1 Meter Tiefe) geschützt.

Erste Aufgabe – die Koppelung mit dem Smartphone

Die LG G Watch ist keine eigenständige Smartwatch (keine SIM Karte) wie die Samsung Galaxy Gear S. Um ihr volles Potential zu entfalten muss sie also immer in der Nähe eines Smartphones sein. Sie kann mit jedem Android Smartphone ab Betriebssystemversion 4.3 verwendet werden. Die Koppelung (Bluetooth) funktioniert – vorausgesetzt, es ist die App Android Wear am Smartphone installiert – reibungslos & denkbar einfach: Bei der ersten Inbetriebnahme fordert einen die Uhr sofort zum Pairing auf. Der auf der Uhr angezeigte Code muss dann nur in der Android Wear App am Smartphone ausgewählt werden und fertig.

Android_Wear_Start_kleinMit Android Wear kann die Uhr fast komplett bedient werden: Vom Anfertigen eines Watch-Screenshots bis zum Testen der unterschiedlichsten Benachrichtigungen.

Um sich mit der Bedienung der Uhr anzufreunden startet nach der Koppelung eine Art Tutorial, also eine Einführung in die Bedienung und die wichtigsten Funktionen der Uhr. Da wird zum Beispiel erklärt, wie man das Startdisplay ändert. Ins Einstellungsmenü kommt man übrigens durch einen längeren Druck auf die Krone.

Customisation

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Nach der Einrichtung geht’s gleich einmal zur Personalisierung – schließlich möchte man der Uhr seinen persönlichen Touch verleihen. Das Stichwort heißt hier Watchfaces, so nennt LG die unterschiedlichen digitalen Ziffernblätter. Das kann entweder auf der Uhr selbst, oder via Android Wear App eingestellt werden. Standardmäßig gibt es etwa 30 Ziffernblätter zur Auswahl, hunderte mehr können via PlayStore heruntergeladen werden.

LG_G_Watch_R_Watchfaces_kleinMit den unterschiedlichen Ziffernblättern wirkt die Uhr gleich ganz anders

Display

Wenn wir schon bei den unterschiedlichen Watchfaces sind, kommen wir kurz zum Display: Es handelt sich um ein rundes P-OLED Display mit einem Durchmesser von 1,3 Zoll (also ca. 3,3 cm). Es ist klar, dass LG sich für LED entschieden hat: Diese Displays sind vor allem stromsparender als LCD Bildschirme. Das Display reagiert gut auf Eingaben selbst mit dickeren Fingern – hier hat LG alles richtig gemacht!

LG_G_Watch_R_Displayauflösung_kleinDie Auflösung hätte etwas höher ausfallen können

Bei einer Auflösung von 320×320 Pixeln und einem 1,3“ Display ergibt das eine Pixeldichte von 245 ppi (Pixel/Zoll). Einzelne Pixel sind beim genauen Hinsehen also sichtbar – vom normalen Betrachtungsabstand aus gesehen (30-40cm) fällt es weniger ins Gewicht. Die Auflösung hätte aber schon höher ausfallen können.

Noch ein paar Worte zur Helligkeit: Die kann in sechs vorgegebenen Stufen geregelt werden, in der Praxis hat sich Stufe 5 als am besten herausgestellt. Eine stufenlose Einstellung gibt es nicht und – leider – ebenso wenig eine automatische Anpassung. Das führt dazu, dass die für die Nacht viel zu helle Tages-Einstellung jedes Mal manuell umgestellt werden muss. Lästig. Apropos Nacht: Dadurch, dass die Uhr immer beleuchtet ist zieht sie entsprechend Blicke auf sich.

Bedienung

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Mit einem kurzen Druck auf die Krone wird die Spracheingabe gestartet – mit „Ok Google“ bestätigen und dann den Befehl deutlich in die Uhr sprechen. Die Spracherkennung lief bei meinen Tests reibungslos. Als Alternative zur sehr gut funktionierenden Spracheingabe kann natürlich auch klassisch mit dem Finger auf dem Display gewischt werden. Da es aber keine Möglichkeit zur Texteingabe auf der Uhr gibt, müssen Notizen beispielsweise gesprochen werden. Laufende Apps auf der Smartwatch werden mit einem Swipe von links nach rechts geschlossen.

Einsatzmöglichkeiten

In welchen Situationen bietet mir meine Smartwatch einen Vorteil? In vielen, vorausgesetzt die jeweiligen Apps sind am Smartphone bzw. auf der Smartwatch installiert. Ich habe mir exemplarisch ein paar herausgesucht und werde sie hier etwas genauer beschreiben:

Benachrichtigungen und Anrufe

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Das ist natürlich eine der Hauptfunktionen der Uhr und funktioniert prächtig: Ankommende Anrufe können via Uhr angenommen (telefonieren muss man trotzdem am Handy) bzw. abgewiesen werden. Falls man gerade auf Wanderung ist und das Handy gerade im Rucksack oder in der Tasche hat eine praktische Sache. SMS werden direkt auf die Uhr gepusht – auf der Uhr kann auch der gesamte Verlauf der Konversation gelesen werden. Für Nachrichten ist die Uhr also deutlich praktischer als für Anrufe. Auch deswegen, weil via Spracheingabe Nachrichten diktiert und versandt werden können.

Anruf_kleinAnrufe können mit der Smartwatch ebenfalls initiiert werden – via Auswahl im Telefonbuch, Eingabe der Rufnummer oder per Sprachbefehl

Fitness und Navigation

Ist eine sehr runde Sache: Einfach am Handy via Google Maps die Route zum nächsten Ort eingeben und die Smartwatch führt dich zum Ziel. Ist meiner Meinung nach die sog. „Killerapp“ für die Uhr. Ich finde es beispielsweise im Urlaub immer wahnsinnig lästig, ständig aufs Handy zu sehen wenn ich zu einem bestimmten Ziel möchte. Mit der Smartwatch reicht ein Blick aufs Handgelenk.

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Was bei der Navigation gut funktioniert, gilt auch für Fitness: In der Smartwatch ist ein PPG Sensor integriert – also ein Pulsmesser. Der lieferte bei meinen Tests sehr akkurate Ergebnisse. Im Zusammenspiel mit LG Fitness oder Google Fit lässt sich ein lückenloses Fitness-Tracking erstellen. Außerdem ist ein Barometer mit an Bord, das kann bei Wanderungen oder ausgedehnten Radtouren sehr nützlich sein.

Spiele

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Spaß und Spiel dürfen natürlich nicht fehlen – so gibt es bereits eine ganze Reihe an Games, die sich eine Smartwatch zu Nutze machen. Ein Beispiel: Tennsi Racketeering – dabei wird die Smartwatch zum Schläger. Mit den entsprechenden Gesten wird der Ball dann gespielt – lustige Abwechslung für Zwischendurch!

Akkulaufzeit und generelle Performance

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Die Akkulaufzeit ist für viele bestimmt ein entscheidendes Kaufkriterium: Für den Test hatte ich die Smartwatch für 24 Stunden in Betrieb – danach waren noch 35 Prozent Ladung übrig. Man kommt also trotz recht intensiver Nutzung gut durch den Tag. Das Aufladen funktioniert via Docking-Station. Für eine volle Ladung muss die Watch dort für ca. 90 Minuten verweilen. Wireless Charging ist bei der LG G Watch R leider nicht möglich.

LG_G_Watch_R_Energie_kleinLinks das Ziffernblatt im Energiesparmodus, rechts der Normalmodus

Die Uhr schaltet übrigens immer nach ein paar Sekunden in einen Energiesparmodus – dabei wird das Ziffernblatt in eine energiesparende Version umgewandelt. Dank Gyroskop (Lagekontrolle) merkt die Uhr automatisch ob man sie gerade ansieht, in diesem Moment wird auch wieder auf das normale Ziffernblatt geschalten.

Fazit

Seit ich mir mein erstes Handy gekauft habe (im Jahre 2002) habe ich auf eine Armbanduhr verzichtet – mittlerweile erfolgt der Griff in die Hosentasche um die Uhrzeit herauszufinden automatisch. Ich denke so geht es heute vielen – früher aber waren Uhren nicht wegzudenken. Kein Wunder, dass sich viele Hersteller wieder nach diesen guten alten Zeiten sehnen…

Das Urteil fällt zwiespältig aus: Die Uhr wirkt sehr wertig und tadellos verarbeitet, aufgrund der Watchfaces kann man ihr für jede Gelegenheit ein anderes Erscheinungsbild geben und sie sorgt für viele neugierige Blicke. Andererseits muss sie immer in der Nähe (genauer: in Bluetooth Reichweite) des Smartphones sein, das bedeutet schon eine gewisse Einschränkung. Allerdings soll laut LG im Laufe des dritten Quartals ein Update für die Uhr kommen, wodurch die Watch dann WLAN fähig wird – dadurch wird man etwas unabhängiger. Die besten Einsatzmöglichkeiten neben dem Ablesen der Zeit sind eindeutig Navigation und Fitness, für alles andere wird man auch ohne Uhr gut zurechtkommen. Der digitale Chronometer ist daher so etwas wie das Tüpfelchen auf dem i, wirklich unverzichtbar ist er nicht.

Die technischen Daten im Überblick

  • Abmessungen:  46,4 x 53,6 x 9,7 mm, 62 Gramm
  • Ziffernblatt/Display: 1,3 Zoll (3,3cm) P-OLED Display mit 320×320 Pixel, 245 ppi (Pixel/Zoll)
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon™ 400 (APQ8026) bei 1,2GHz
  • Speicher: 4GB interner Speicher, 512MB RAM
  • Akku: 410 mAh, reicht für etwa 1,5 Tage Betrieb

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